Small State – The Poorly Trained Professionals

Small State
(c) Carsten Pech

Das Album nach dem Album danach ist ein Statement. 2020 fanden sich Small State nach einer etwa zehnjährigen Pause wieder, natürlich das perfekte Jahr für solche Dinge. Seither veröffentlichte das Punk-Quartett aus dem Südwesten des Landes ein kurzweiliges Album, ein ruppiges Hallo mit Herz und Hirn. Davon gibt es nun mehr, wenngleich ausnahmsweise etwas andere Seiten aufgezogen werden. Bewusst spricht man schwere, unangenehme Themen sehr offen an, ob persönlicher oder gesellschaftlicher Natur. Und doch hat „The Poorly Trained Professionals“ nichts an Eingängigkeit und Hooklastigkeit eingebüßt.

Songs wie „Hello World“ bündeln sämtliche Qualitäten in 200 kurzweiligen Sekunden, bringen einen Hauch Pop ein und lieben doch die punkige Ohrwurm-Abfahrt mit diesen kleinen Ecken und Kanten, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt, zu denen man aber auch wunderbar steil gehen kann. Ähnliches gilt für „Good Times Gone Fast“, das jedoch recht deutlich auf die volatile Gegenwart hinweist. Auch im flotten „PBR“ regiert gute Laune mit doppeltem Boden. Es brodelt gewaltig, doch klatschen Small State einen Uptempo-Singalong allererster Güteklasse in einer regelrechten Energieleistung hin.

„Split“ fällt im besten Sinne aus dem Rahmen und überrascht mit Emo-Punk. Speziell die frontalen und doch emotional aufgeladenen Strophen würde man eher von frühen The Juliana Theory erwarten. Dass das Quartett dennoch eine der besten Melodien der gesamten Platte aus dem Ärmel schüttelt, passt ins Bild. Das ruppige, knackige und dennoch eingängige „Sinking Ships“ schrammelt sich mitten ins Herz, während das beklemmende „I Never Thought I’d Write A Warsong“ mit seinen ‚Whoa-oh-ohs‘ eigentlich auf Mitsingqualität setzt. Die Vocal-Samples und das knüppelharte Arrangement drumherum sprechen jedoch eine ganz andere Sprache.

Kompromisslose Punk-Ohrwürmer und der Blick über den Tellerrand – eine Kombination, die Small State sehr gut zu Gesicht steht. „The Poorly Trained Professionals“ hält nichts von Nummer Sicher, wagt und gewinnt auf ganzer Linie. Natürlich gehen die Tracks immer noch direkt ins Ohr und nisten sich dort ein, doch bekommt der zusätzliche Ernst, der wechselnde Blick nach innen und nach außen, dem Quartett richtig gut. Auch der kleine Emo-Ausflug macht absolut Laune. Dieses zweite Album nach dem Comeback ist ein kleiner Leckerbissen, der sich oberflächlich mit Melodien und Hooks am laufenden Band einbrennt, bevor Cleverness in Musik und Text im Nachgang zupackt. Schöne Sache.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 27.09.2024
Erhältlich über: Midsummer Records

Website: smallstate.de
Facebook: www.facebook.com/smallstatepunkrock