Porches – Shirt

Porches
(c) Jason Al-Taan

Heavyness, Theatralik, das Ende der kindlichen Unschuld – diese drei Eckpfeiler begleiten die neue Platte von Porches. Aaron Maine stand der Sinn nach Veränderung, nach kreativem Feinschliff, aber auch nach konzeptueller Sinnsuche. Eine Fülle von Personas und Personen, begleitet von steter Sehnsucht und dem harten Kampf des Erwachsenwerdens begleiten „Shirt“, das musikalisch ebenso einiges wagt. Neben synthetischen und verträumen Popsongs darf es auf diesem neuen Studiowerk deutlich lauter und ruppiger vorgehen, in gewisser Hinsicht geradezu punkig.

Einer jener Songs, die diese Frischzellenkur auf den Punkt bringen, ist „Rag“ – 2:22 Minuten reinster Wahnsinn mit einer understateten Hook. Was anfangs noch einigermaßen vertraut anmutet, hebt im Refrain erstaunlich ab. Klang Maine immer schon nach Thom Yorke? Plötzlich winken frühe Radiohead recht freundlich, auch eine Prise Pop Punk ist dabei. Stets schwingt eine gewisse Melancholie mit, die sich in „Itch“ zusehend in den Vordergrund drängt – mächtig und schrammelig, aber auch unfassbar schwerfällig. Diese erdrückende Wucht kriegt zugleich eine unscheinbare Hook ab, die sich direkt einbrennt.

Gegensätze sind die große Kunst dieser Platte, und so dürfen ruhige Nummern wie „Voices In My Head“ natürlich nicht fehlen, ein cleverer getexteter Track mit schrägen Klängen. Davon hat auch „Sally“, einer der Hauptfiguren dieser Platte gewidmet, mehr als genug im Gepäck. Dass der Chorus beherzt zulangt und nur einen Kniff von Pop Punk entfernt scheint, passt ins Bild. Davor blubbert und fiept „Return Of The Goat“ mit wachsender Begeisterung, an anderer Stelle lässt „Precious“ den Beat wiederholt über die Stränge schlagen, und auch die legeren Claps von „Joker“ brennen sich sofort ein.

Ein typisches Porches-Album, das kaum untypischer sein könnte – mit dieser Tagline weiß man, was bei „Shirt“ passiert. Mehr Gitarren, mehr rohe Energie, mehr Umtriebigkeit wagen willkommene Experimente, hinterfragen vertraute Soundscapes und spielen letztlich doch mit eben jenen Mustern. Die verträumte Melancholie ist weiterhin da, ebenso das Spiel mit Synthetik, mit Melodiefolgen und mit obskuren Beats. Maine kleidet all das bloß in ungeschliffene Gitarren mit möglichst überbordender Distortion und findet seine helle Freude daran. Dass nach nicht einmal einer halben Stunde schon wieder Schluss ist, passt auch ins Bild – ein kauziger wie begeisternder Husarenritt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 13.09.2024
Erhältlich über: Domino Records (GoodToGo)

Website: porchesmusic.com
Facebook: www.facebook.com/porches