Naked Giants – Shine Away

Naked Giants
(c) Jake Hanson

Als Grant Mullen, Gianni Aiello und Henry LaVallee Naked Giants vor einem Jahrzehnt in Seattle ins Leben riefen, waren sie gerade einmal 18 Jahre alt. Seither folgten zwei Alben und allerlei Tourneen, wenngleich man den Rock’n’Roll-Traum inzwischen zugunsten Nebenjobs und Fortbildung ein wenig nach hinten rückte. Und doch ist das US-Trio nach wie vor mit vollem Elan und Leidenschaft am Start, wie sie auf ihrer neuen Platte einmal mehr zeigen. „Shine Away“ zieht Bilanz über die bisherige Karriere, über das Leben an sich und über ihre mögliche Zukunft.

Eine gewisse Unbekümmertheit bleibt erhalten, trifft jedoch auf etwas nüchterne Töne. Das zeigt sich bereits im eröffnenden „Apartment 3“, ein herrlich lässiger Rocksong aus der Garage mit bestens gelaunten Indie-Gitarren. Geradezu beiläufig fällt der Track aus den Boxen und geht doch sofort ins Ohr. Natürlich darf ein herrlich noisiges, überdrehtes Solo am Höhepunkt nicht fehlen. Auch „Missed Out“ bemüht sich um Reduktion, deutet melancholische Töne an und spuckt doch eine dieser feinen, überlebensgroßen Hooks aus, denen man sich nicht entziehen kann. Eigentlich passiert herzlich wenig, doch macht gerade das Laune.

Am anderen Ende des Albums lehnt sich der Titelsong „Shine Away“ möglichst weit zurück. Das Leben spaziert vorbei und winkt recht freundlich, während ein Hauch Resignation dem Geschehen die sprichwörtliche Krone aufsetzt. „Did I Just Die“ bleibt eine rhetorische Frage in die Stille. Gut 40 Sekunden passiert herzlich wenig, bevor sich Naked Giants in bester Dinosaur Jr.-Manier aufraffen und den Track aufbranden lassen. Das konsequente Ausraten samt Noise- und Feedback-Schleifen passt ins Bild. Im ellenlangen „Dissolve“ wagt sich das Trio an poppige Motive, klopft zwischendurch bei den Libertines ab und eskaliert im Schlussakt gar konsequent.

Naked Giants möchten erklären, was es bedeutet, Naked Giants zu sein. Das liest sich wie ein Egotrip und mutiert letztlich doch zur unterhaltsamen Standortbestimmung voller Sollbruchstellen. Nach wie vor langt das US-Trio im Bedarfsfall beherzt zu und rastet ein wenig aus, lässt zugleich aber mehr Platz für ruhige, melancholische Momente und fragile Melodieteppiche. „Shine Away“ wirkt wie ein Album am Scheideweg, das die nötige Aufbruchsstimmung mitbringt. Diese Bestandaufnahme bekommt Naked Giants richtig gut, hat etwas vom Schritt ins Erwachsenenleben und glänzt dennoch mit hoher Energie. Zum dritten Mal in Serie liefert die Herren aus Seattle ab und werden dabei immer besser.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 04.10.2024
Erhältlich über: DevilDuck Records (Indigo)

Website: www.nakedgiants.com
Facebook: www.facebook.com/NKDGNTS