Nada Surf – Moon Mirror

Nada Surf
(c) Paloma Bomé

Die ewigen, zeitlosen Nada Surf sind wieder da. Mittlerweile dauert es zwischen ihren Platten eine Spur länger, doch freut man sich doppelt oder dreifach auf bezaubernde Songs mitten aus dem Leben. Für ihr zehntes Studioalbum haben die New Yorker wieder die Labelheimat gewechselt, in Wales aufgenommen und sich von ihrem langjährigen Freund und Mitstreiter Louie Lino am Keyboard unterstützen lassen. Wenig überraschend zeigt sich auch „Moon Mirror“ voller Herz, stellt die richtigen Fragen, gibt sich poetisch und voller feiner, lebensbejahender Melodien, die selbst in größter Trauer zarte Hoffnung finden.

Das erfrischende „In Front Of Me Now“ an zweiter Stelle destilliert den Geist der Band auf 221 starke Sekunden. Matthew Caws singt, als wäre er keinen Tag gealtert, die Rhythmusabteilung treibt den Song gemütlich voran, dazu kommen Power-Pop-Melodien mit zartem Alternative-Einschlag – es kann manchmal tatsächlich so einfach sein. Der folgende Titelsong „Moon Mirror“ entschlackt ein wenig, legt den Fokus auf klare Eingängigkeit und einen Refrain, der mit sympathischer Süße ins Ohr geht. Ähnliches gelingt mit dem überlangen „New Propeller“, das semi-balladeske Muster aufweist, auf große Gefühle setzt und die schwere Leichtigkeit des Seins mit wachsender Begeisterung auskostet.

Wieder etwas später holt „Give Me The Sun“ die Distortion zurück und findet daran große Freude. Ein aufbrandender, fieberhafter Rocksong ist das Ergebnis, richtig schön groß und doch intim. Dieses Spiel mit den Emotionen und Klangwelten perfektionieren Nada Surf einmal mehr, siehe und höre der herrlich hibbelige Opener „Second Skin“, der von Linos Keyboard-Hook lebt und ordentlich Witz einbringt, wenngleich der Ernst immer mitschwingt. Das gilt auch für „Losing“, einen richtig schön wertigen, intensiven Track, der bei aller erdiger Präsentation keinen Hehl um seine Schwere macht, die auch das abschließende „Floater“ veredelt.

Tatsächlich wäre es Untertreibung, Nada Surf ‚zeitlos‘ zu nennen, wenngleich es mittlerweile schwer fällt, neue Superlative zu finden. „Moon Mirror“ fügt sich harmonisch in das bisherige Schaffen ein und bringt alles mit, was die New Yorker ausmacht, begleitet von mehr Keyboard-Einsatz und etwas ruhigeren Zwischentönen. Ein bunter Strauß herrlicher Melodien, Matthew Caws in bestechender Form und Songwriting, das auf Erfahrung ohne Altersmilde setzt, unterstreichen einmal mehr die Klasse des erweiterten Trios. Das nennt mal wohl ‚unkaputtbar‘ – ein weiteres grandioses Spätwerk der einprägsamen Art und längst nicht nur Dienst am Fan, sondern groß und wertig.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 13.09.2024
Erhältlich über: New West Records (Bertus)

Website: www.nadasurf.com
Facebook: www.facebook.com/NadaSurf