ischia – leave me to the future

ischia
(c) Franziska Barcsay

Diese gemeinsame Band war unvermeidlich. Adele Ischia und Hjörtur Hjörleifsson (u. a. Oehl, Chilli & The Whalekillers) kennen sich seit ihrer Jugend in Salzburg, beide sind Teil der famosen Endless Wellness, doch sollte es mit einem eigenen Projekt eine ganze Weile dauern. Die Begegnung mit Lena Kauntz (live u. a. mit Yukno, Sharktank und Cousins Like Shit unterwegs) im Sommer 2020 machte schließlich Nägel mit Köpfen, später vervollständigte Philipp Hackl (ehem. Jolphin) die Band, die sich ischia nennt und mit Vulkanen herzlich wenig zu tun hat. Dafür bietet „leave me to the future“, so der Titel des Erstlings, großen Unterhaltungswert.

Bei aller Unterhaltung darf die Substanz dieser Platte nicht unter den Tisch fallen. So erklärt der Opener „Sides“ laut – im wahrsten Sinne des Wortes – und deutlich, dass man manchmal Fahne bekennen muss. Hinter dem wütenden, entstellten Gitarrenriff steckt ein ruppiger und doch feiner Song mit Pop-Herz und Ischias angenehmer, einnehmender Stimme, der man sich kaum entziehen kann. Diese vier Minuten lassen nicht so schnell los, und das ist verdammt noch mal eine richtig gute Sache. Die Frage „is it gonna last“ zeigt im Anschluss einen Vorzeichenwechsel. Hier wird das im Laufe des Albums wiederholt auftretende Faible für Dream-Pop und Shoegaze sowie für kleine Indie-Oddities herrlich deutlich.

Ohrwürmer mit Ecken und Kanten, das ist die Spezialität des Wiener Quartetts, wenngleich die eine oder andere jenseitige bis leicht entrückte Qualität das Geschehen erst so richtig spannend gestaltet. Das zeigt sich im psychedelisch angehauchten Understatement von „manbaby“, das einlullt und fest unklammert, aber auch in den Chamber-artigen Klauen von „all the weight“, die in Sicherheit wiegen und doch nichts von etwaiger Unbeschwertheit halten. Hingegen weckt „sleep“ auf, packt eine Toy-Gitarre aus und lässt sich treiben. Dieser Widerspruch ist keiner, und wenn es doch zwingender sein soll, dann ist der Rausschmeißer „big deal“ als aufgeraute Alt-Gaze-Weisheit die ideale Wahl.

Sie geht viel zu schnell vorüber, diese kurzweilige Platte, der man sich direkt wieder zuwenden möchte. Und wieder. Und wieder. „leave me to the future“ findet einen sehr unterhaltsamen Ansatz, der Kontraste geschickt verschmelzt und Sollbruchstellen mit Charme und Herzblut glättet. ischia träumen und rocken, schwelgen und lassen sich treiben, und das gerne mal in einem einzigen Track. Ihr erstes Album macht von der ersten bis zur letzten Sekunde Laune, bringt manch einen Ohrwurm mit und sagt gerne, was Sache ist – eine richtig schöne, unterhaltsame G’schicht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 13.09.2024
Erhältlich über: Siluh Records (Cargo Records)

Website: ischia.bandcamp.com