Hinds – Viva Hinds

Hinds
(c) Dario Vazquez

Nach dem Release von „The Prettiest Curse“ zu Beginn des Sommers von 2020 lief es für Hinds nicht so sonderlich, und der erzwungene Wegfall von Auftrittsmöglichkeiten war nur ein Teil davon. Nach etwa neun gemeinsamen Jahren ging die gesamte Rhythmusabteilung von Bord, während das Kern- und Gründungsduo Carlotta Cosials und Ana García Perrote plötzlich ohne Management, ohne Label und mit geschrumpften Tour-Einnahmen vor einem vermeintlichen Scherbenhaufen stand. Eine erste gemensame Songwriting-Session reichte aber, um die Spanierinnen zurück auf Kurs zu bringen. „Viva Hinds“ ist nun Lebenszeichen und Statement in einem.

So ist das eröffnende „Hi, How Are You“ als Bestandsaufnahme zu verstehen. Inzwischen geht es auch wieder recht gut, und das ist dem kurzen, knappen Opener samt mächtigem Rock-Refrain absolut anzuhören. Im folgenden „The Bed, The Room, The Rain And You“ regieren jedoch ganz andere, weichere Töne, die mit Wave und Indie harmonieren, poppige Klänge hervorbringen und näher denn je an Synthie-Pop-Weisheiten dran sind. Das schmissige „On My Own“ platziert sich musikalisch dazwischen, wirkt vorwitzig und forsch, geht aber auch direkt ins Ohr. Aus dem Mini-Widerspruch entsteht der nächste Hit.

Gleich zwei prominente Gäste mischen mit und überraschen im besten Sinn. Beck Hansen taucht in „Boom Boom Back“ auf, einem tanzbaren und gekonnt abgehangenen Track, dem er eine komplette Strophe spendiert. Der echte Star ist jedoch der lässige, zugleich intensive Chorus mit Clash-Charme. Grian Chatten von Fontaines D.C. findet in „Stranger“ eine zweite Heimat, die Post-Punk-Flair in sich trägt, aber auch zum Finetuning des aktuellen Albums seiner Band passt – understatet und doch so pulsierend. In „En Forma“ singen Hinds hingegen sogar erstmals komplett auf Spanisch, was ihnen gut zu Gesichte steht – abermals locker-flockig, langt aber auch schön zu.

Tatsächlich spielen sich die beiden Spanierinnen auf diesem Album regelrecht frei, besinnen sich auf ihre besten Qualitäten und wagen zugleich ein paar kleinere neue Ideen. Die Mischung auf „Viva Hinds“ stimmt, das ist ab der ersten Sekunde klar. Vertraute Rocker, kernige Riffs, eindringliche Vocals und kleine Experimente mit Pop und Wave, aber auch Post Punk und den Lo-Fi-Wurzeln, kommen richtig gut. Mit Paula Ruiz und Maria Lázaro fand das Duo in der Zwischenzeit auch wieder patente Verstärkung an Bass und Schlagzeug – die nächste Tour kann endlich kommen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 06.09.2024
Erhältlich über: Lucky Number Music (Rough Trade)

Facebook: www.facebook.com/hindsband