Bright Eyes – Five Dice, All Threes

Bright Eyes
(c) Nik Freitas

Auf die Retrospektive folgt der Blick nach vorne. Conor Oberst verbrachte die letzten Jahre damit, die Alben seiner Bright Eyes neu aufzulegen und diesen einiges an Bonus-Material beizumengen. Neben dieser willkommenen Aufbereitung des illustren Katalogs sollte ebenso ein Nachfolger von „Down In The Weeds, Where The World Once Was“, das Comeback-Werk im Bandformat mit Mike Mogis und Nate Walcott, entstehen. Das in Eigenregie produzierte „Five Dice, All Threes“ gibt sich intensiv und zärtlich zugleich, richtet den Blick auf vertraute persönliche Themen und befasst sich mindestens so engagiert mit gesellschaftlichen Problemen und Entwicklungen.

Das knackige „Bells And Whistles“ ist eines von unzähligen Highlights, das man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Beiläufiges Pfeifen führt auf eine falsche Fährte, denn Oberst gibt sich so roh und selbstkritisch wie lange nicht. Seine Stimme ist so einnehmend und brüchig wie immer, während das Arrangement fast schon locker flockig nach vorne geht, markante Gitarre inklusive. Dass die zweite Single „Rainbow Overpass“ mit Punk-Esprit durchaus an die Desaparecidos erinnert, macht Laune. Während des Crescendos ist Alex Orange Drink (The So So Glos) zu hören, der zudem bei mehreren Tracks mitschrieb und gerade dieser herrlich dreckigen Nummer seinen Stempel aufdrückt.

Er ist beileibe nicht der einzige Gast. Im bewegenden, verletztlichen „The Time I Have Left“ wirkt Matt Berninger von The National mit und versprüht seine ureigene Magie in dieser beklemmenden Piano-Ballade. „All Threes“ ist hingegen die schrägste Nummer dieser Platte. Cat Power tritt auf und verleiht dem bizarren Stream of Consciousness mit jazzig-avantgardistischer Note eine packende Zweitstimme. Dieser Freeform-Ansatz bekommt den Bright Eyes verdammt gut. In „Bas Jan Ader“ geht es um Persönliches, wenn eine schlechte Erinnerung Platz für Nostalgie macht und ganz locker nach vorne geht. Auch „Spun Out“ denkt ums Eck, gibt sich dem Chaos hin. Klassischer Indie-Folk, DJ-Scratches und eine Glam-Rock-Gitarre passen erstaunlich gut zusammen.

So schräg und eigenbrötlerisch hat man Bright Eyes schon lange nicht gehört, und das will bei Oberst und Konsorten etwas heißen. Dass dieser Longplayer dennoch alle stilistischen Erwartungen erfüllt und zudem gleich mehrere Hochkaräter abwirft, passt absolut ins Bild. „Five Dice, All Threes“ hat alles, was man sich von diesem Trio erwartet, punktet mit diesen etatmäßigen persönlichen Nummern und lautmalerischen Einschüben, begleitet von einer nicht minder ikonischen Stimme. Eine Armada kleiner Hits rundet das Geschehen ab. Conort Obersts wiederholter Perspektivenwechsel, diese erwartbare Abgeklärtheit des Alters und die immer wieder aufbrandende Unbekümmertheit des früheren Ichs, finden wieder und wieder prima zusammen. Auch nach beinahe 30 Jahren als Songwriter bleibt er ein Meister seines Fachs.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.09.2024
Erhältlich über: Dead Oceans (Cargo Records)

Website: www.thisisbrighteyes.com
Facebook: www.facebook.com/BrightEyes