Poppy Wizard – Holy Spirit Gang

Poppy Wizard
(c) Svenja Becker

Zwischen Düsseldorf und Köln entstand während den Lockdowns ein Zwei-Mann-Projekt, das nach und nach zur kompletten Band anwuchs. Hinter Poppy Wizard stecken vier langjährige Freunde mit einer gemeinsamen Leidenschaft für die Musik, die Alternative Rock und Grunge ebenso mitnehmen wie Fuzz und Shoegaze. Mal verträumt und melodisch, dann wieder roh und knüppelhart, so zeigt sich der schwelgende und intensive Sound des Quartetts. Mit ihrer ersten EP „Holy Spirit Gang“ beim Talenteschuppen Supervillain rennen sie nun offene Türen ein.

Wenig überraschend kommt die gerade angesagte, jedoch zu keiner Zeit gekünstelte 90s-Ästhetik in Bild und Ton im Laufe dieser fünf Tracks mehr und mehr an die Oberfläche. Das kurze, knackige „H.S.G.“ braucht eine ganze Weile, um in den Track zu kommen, nur um beherzt zuzulangen. Post-Hardcore trifft Grungegaze und Dream-Pop, ausgedrückt durch wütende Shouts, bevor schier unbändige Melodien das Heft fest in die Hand nehmen. Das folgende „Drowning“ gibt sich von der ersten Sekunde an zwingend und drückend, überrollt gerade zu mit einem Mehr an Melodien und zieht doch die feine Klinge durch – eine Alternative-Hymne mit Nieten und Stahlkanten.

So ganz weiß man bei Poppy Wizard nie, was man bekommt, und das macht sich bezahlt. Das erst störrische, dann tanzbare „Lately I’ve Been Caught Up“ holt Deftones in die Disco, baut ellenlange Lush-Klangteppiche auf und gibt sich bittersüßer Melancholie hin, die „On Your Plate“ mit etwas Verzögerung aufnimmt. Davor wartet forsche, punkige Energie, die sich auch durch den kräftigen Hauptteil zieht – roh, robust, immer der kompletten Eskalation nah. Mit „Bedridden“ ist leider viel zu schnell schon wieder Schluss, und so fällt die Nummer direkt mit der Tür ins Haus. Plüschig-fuzzige Dichte serviert eine willkommene Überdosis an Melodien.

Letztlich – und wenig überraschend – viel zu schnell vorbei, so gibt sich dieser Appetithappen, der eine Fortsetzung dringend verlangt. Bei aller melodischer Intensität und Schwerfälligkeit, begleitet von verträumter Frustration, flattert „Holy Spirit Gang“ regelrecht vorbei und bleibt doch hängen. Die Art und Weise, wie Poppy Wizard ihren Sound auskosten und präsentieren, macht unheimlich viel Spaß, selbst inmitten greifbarer Schwermut. Das Spiel mit Emotionen, mit Ästhetik und gerne mal konträr angehauchten musikalischen Einflüssen tut den vier Freunden unheimlich gut – eine von vorne bis hinten stimmige Angelegenheit, begleitet von kleinen Hits. Und das ist nur der Anfang für Poppy Wizard.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 23.08.2024
Erhältlich über: Supervillain

Instagram: www.instagram.com/poppy_wiz