Horse Jumper Of Love – Disaster Trick

Horse Jumper Of Love
(c) POND Creative

Im Laufe der letzten Jahre schraubten Horse Jumper Of Love mehr und mehr an ihrem Sound. Was anfangs noch mit Post und Punk anbandelte, verlangsamte sich spätestens im Vorjahr vollends in Richtung Shoegaze und Slowcore, ohne dabei Indie- und Alternative-Untertöne zu vernachlässigen. Dafür ist unter anderem Dimitri Giannopoulos‘ neugewonnene Nüchternheit verantwortlich. „Disaster Trick“, den neuesten Streich, schrieb er erstmals mit einem komplett klaren Kopf, ohne den Einfluss von Alkohol. Zugleich sollte diese Platte, nach einem vergleichsweise ruhigen Vorgänger, deutlich lauter und intensiver ausfallen.

Bereits die Intensität des eröffnenden „Snow Angel“ ringt Respekt ab. Ein kurzes Intro führt noch auf die falsche Fährte, bevor melancholische, entstellte Gitarren das Heft fest in die Hand nehmen und nicht mehr abgeben. Massivste Klangwände, nahezu unscheinbare Muskelspiele und butterweicher Gesang arbeiten mit Kontrastfarben, überaus bewegend und sinnträchtig, dennoch niedergeschlagen bis zerstörerisch. „Wink“ wirkt im Vergleich sanftmütig und reduziert, tastet sich behutsam voran und lässt süßliche, beiläufig angeschlagene Melodien samt weichen Backings sanft aufschlagen.

Selten gelang das Spiel mit Gegensätzen so gut wie hier. Dass gerade „Heavy Metal“ über weite Strecken einer der ruhigsten und reduziertesten Tracks der Platte ist, zumindest bis zur Zwei-Minuten-Marke, passt absolut ins Bild. „Gates Of Heaven“ flattert förmlich vorbei und sucht nach Ausdruck für vermeintlich wortlose Kunst, von der stoisch marschierenden Album-Coda „Nude Descending“ samt Aufbruchstimmung gekonnt gefolgt. In „Word“ brechen Horse Jumper Of Love das Geschehen auf ein absolutes Minimum herunter und lassen mächtige Leerstellen, vom melancholischen „Wait By The Stairs“ mit fieberhaftem Nachdruck gefüllt.

Letztlich – und wenig überraschend – zermürben diese knapp 32 Minuten komplett. Konsequent arbeiten Horse Jumper Of Love an ihrem musikalischen Paradigmenwechsel und machen ihre Sache richtig gut – gerne mal unvorhersehbar und schwer greifbar, doch stets mitreißend. „Disaster Trick“ lebt von seiner dichten Präsentation und den emotional zerstörerischen Songs, die einen Volltreffer nach dem anderen landen. Slowcore, Shoegaze, Alternative – wie auch immer man diesen Sound nennen möchte, das US-Trio ist drauf und dran, diesen zu perfektionen. Der Herbst kann kommen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 16.08.2024
Erhältlich über: Run For Cover Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/horsejumperoflove