GIFT – Illuminator

GIFT
(c) Dana Trippe

Noch bevor GIFT so richtig loslegen konnten, wurden sie von den ersten Lockdowns ausgebremst. Zu einem letztlich ungünstigen Zeitpunkt gegründet und ursprünglich als Solo-Spielwiese für Frontmann TJ Freda gedacht, wuchs man im Laufe der Zeit zum Quintett an, veröffentlichte ein erstes spannendes Album und ist nun beim renommierten Label Captured Tracks untergekommen. Dort darf sich der Sound der New Yorker weiterentwickelten, bleibt experimentell, psychedelisch, krautig und verträumt, nimmt zugleich deutlich mehr Pop und Elektronik mit. „Illuminator“ erweitert den verträumten Gaze-Rockansatz pointiert und gekonnt.

Tracks wie die Single „Later“ verdeutlichen diese Evolution auf Raten mit charmantem Nachdruck. Ein pulsierender Basslauf trifft auf butterweiche Vocals, forsche Drums und eine Überdosis an Melodien. Das Ergebnis klingt poppig und irgendwie auch nicht, tief in Dream- und Gaze-Gefilden verwurzelt, mit TripHop flirtend, angenehm vertraut und doch frisch. Auch im eröffnenden „Wish Me Away“ treten wunderbare Harmonien hervor, wenngleich von getriebenen Klängen begleitet. GIFT packen den Dynamo aus, drängen in psychedelisch-krautige Gefilde vor und wirken bei aller Hibbeligkeit doch stets leger und gefestigt.

Je länger das Album dauert, desto breiter und verspielter stellt es sich auf. „It’s All Too Fast“ lebt von Plüsch und Jams, gibt sich vollends seinem psychedelischen Leitmotiv hin und taucht erst später wieder auf. In „Milestones“ darf es ein kleines Post-Punk-Stampfen sein, voller Aufbruchstimmung und Elan, bevor die Gitarre regelrecht zu singen beginnt. Wieder ein paar Türen weiter pendelt „Destination Illumination“ zwischen nervösem Bounce, elektronischem Antrieb, Beeps, Bleeps und unwirklichen Vocals. Und dann ist da noch „Light Runner“, das im besten Sinne an spätere MGMT-Platten erinnert und nicht mehr aus dem Ohr geht.

Insgesamt klingen diese 43 Minuten deutlich offener, eingängiger und hymnischer als noch auf dem Einstand, dennoch voller kleiner Experimente und Überraschungen. GIFT halten nichts von 08/15, wollen aber songdienlich operieren und schütteln selbst inmitten psychedelischer Jams den einen oder anderen Ohrwurm aus dem Ärmel. „Illuminator“ ist für ein schweres zweites Album recht leichtfüßig und verspielt unterwegs, ohne sich zu verlieren. Der insgesamt poppigere Sound bekommt den New Yorkern blendend und findet ein wunderbares Mittelmaß, das radiofreundliche Ansätze mit der einen oder anderen kleinen Herausforderung verbindet. In dieser Form stehen GIFT alle Türen offen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 23.08.2024
Erhältlich über: Captured Tracks (Cargo Records)

Website: www.gift-music.com
Instagram: www.instagram.com/gift_nyc