Four Year Strong – analysis paralysis

Four Year Strong
(c) Benjamin Lieber

Gut vier Jahre nach dem Release von „Brain Pain“ hatten Four Year Strong mit einer komplett neuen Situation zu kämpfen. Während sie beim Vorgänger mit mehr als 40 Ideen ins Studio gehen, standen die Masterminds Dan O’Connor und Alan Day dieses Mal mit weitestgehend leeren Händen da. Gemeinsam mit Produzent Will Putney fand man zurück zum eigenen musikalischen Fundament. Plötzlich entstanden Ideen in rauen Mengen, die weiterhin den vertrauten Mix aus Pop Punk und Hardcore mitnahmen, zugleich jedoch auf frischen Wind setzten. Entsprechend vielfältig und anders gibt sich „analysis paralysis“.

Ein Song wie „STFIL“ dient als hervorragendes Beispiel für den alten, neuen Weg, der die bewährte DNA zweckentfremdet. Synthetik und Elektronik drängen in den Vordergrund, ohne sich jedoch aufzudrängen, und sorgen für frischen Wind. In „out of touch“ tauchen sogar hauchzarte Reggae-Elemente auf, die mit sonnigen Alternative- und Crossover-Klängen kollidieren, während „dead end friend“ gefühlt immer lauter und überdrehter wird, von Übersteuerung und massig Effekten zerschossen. Dass der Track im Kern doch stets ganz klar Four Year Strong bleibt, passt auf beste Weise ins leicht schräge Bild.

Und dieses Bild nimmt natürlich die gewohnt großen, kleinen Songs mit, die poppige Hooks mit der rohen Abrissbirne verbinden. Giftiger Hardcore-Esprit und pure Eingängigkeit wandeln am nervösen wie präzisen Mittelweg, zermürbendes Breakdown inklusive. Mächtige Drum-Rolls und feiste Attacken zeichnen „better get better“ aus, das auch auf den ersten Platten prima funktioniert hätte und doch frischen Wind einbringt. Davon hat auch „uncooked“ mehr als genug, dessen 90s-Alternative-Einschlag positiv überrascht. Four Year Strong zeigen eine weitere spannende Facette und brennen sich sofort im Kleinhirn ein.

Durch das Freilegen des eigenen musikalischen Fundaments zeigen sich Four Year Strong gestärkt, klingen frischer denn je und bewegen sich dennoch in vertrautem Fahrwasser mit einem mehr als würdigen Nachfolger für das starke „Brain Pain“. Neue Feinheiten, kleinere Experimente, dazu die bestens bekannte Mischung aus Pop, Punk, Alternative und Hardcore – es kann manchmal tatsächlich so einfach sein. Auch nach über zwei Jahrzehnten im Geschäft bleibt das US-Quartett ein Garant für mitreißende Qualität, und „analysis paralysis“ ist das beste Beispiel dafür, dass ein Schritt zurück manchmal unvermeidbar ist, um gleich zwei Schritte nach vorne zu machen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 09.08.2024
Erhältlich über: Pure Noise Records (Membran)

Website: fouryearstrong.com
Facebook: www.facebook.com/fouryearstrong