beabadoobee – This Is How Tomorrow Moves

beabadoobee
(c) Jules Moskovtchenko

Das Leben von Beatrice Laus ist alles andere als gesund, so die Selbsteinschätzung der 24jährigen, die als beabadoobee mit ihren beiden Alben „Fake It Flowers“ und „Beatopia“ Spitzenpositionen, unzählige Streams und Bestbewertungen einheimste, von umjubelten Tourneen und Festival-Auftritten ganz zu schweigen. Ihre dritte Platte läutet nach eigener Auskunft eine neue Lebensphase ein, begleitet von Selbsterkenntnis und dem Erwachsenwerden. In den Songs von „This Is How Tomorrow Moves“ macht sie sich bewusst, dass nicht nur andere Schuld haben, sondern dass auch sie als Protagonistin zumindest einen Anteil daran hat.

Was sich ziemlich gewichtig und erdrückend liest, wird freilich in gewohnte Leichtigkeit gekleidet, begleitet von pointierten Texten und dem einen oder anderen kleinen Experiment. So nimmt „A Cruel Affair“ leicht karibisches Flair mit, gibt sich tanzbar und doch leichtfüßig. beabadoobees helle Stimme schwebt über den Dingen und passt sich der verspielten Energie dieser zweieinhalb Minuten an. Ein paar Türen weiter wählt „Take A Bite“ deutlichere Worte, gibt sich selbst musikalisch fast schon forsch und ruht doch in einer bewegenden, cleveren inneren Mitte voller Musikalität und zeitloser Melodien.

Es sind die kleinen, stets großen Widersprüche, die sich auch auf dieser Platte breitmachen. Da wäre beispielsweise „Girl Song“, der längste Song des Albums und zugleich eine reduzierte Pianoballade mit unterschwelligen Jazz-Vibes. Die Suche nach entschuldigenden Worten gestaltet sich schwierig. Hingegen symbolisiert „The Man Who Left Too Soon“ – im wahrsten Sinne des Wortes – so etwas wie Aufbruchstimmung, geht mit seinen federnden, semi-akustischen Tönen geschickt in media res. Ein „Real Man“ darf hinterfragt werden, während das nächste zeitlose, verspielte Arrangement seine musikalischen Fühler ausstreckt und mit den stellenweise nur angehauchten Vocals ringt.

Wenig überraschend beißt sich dieser Charmebolzen in Vinyl-Ideallänge sofort fest und lässt nicht mehr los. Tatsächlich symbolisiert „This Is How Tomorrow Moves“ Wachstum, sei es inhaltlicher oder musikalischer Natur. Auf ihrem dritten Album traut sich beabadoobee mehr zu, arbeitet an (und mit) ihrer eigenen Perspektive und lässt zugleich viel Freiraum, damit diese 14 Songs atmen können. Denn tatsächlich findet sich hier mehr vor allem, werden jazzige, tanzbare und zurückgenommene Ideen deutlich euphorischer aufgenommen. Inmitten dieser Vielschichtigkeit entsteht mehr Intimität denn je, begleitet von einer Künstlerin, die bereit für das berühmt berüchtigte nächste Level ist. Einmal mehr bereitet es Freude, der menschlichen wie kreativen Entwicklung von beabadoobee zu lauschen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 09.08.2024
Erhältlich über: Dirty Hit / Virgin Music (Universal Music)

Website: www.beabadoobee.com
Facebook: www.facebook.com/radvxz