Soft Play – Heavy Jelly

Soft Play
(c) Thomas Davis

Sie mussten aufhören, um weitermachen zu können: Vor ein paar Jahren tauchten Isaac Holman und Laurie Vincent erst einmal unter, nur um sich mit Nebenschauplätzen zurückzumelden. Baby Dave sowie Larry Pink The Human erkundeten andere kreative Seiten und führten schließlich zu einer Art individuelle Reha. Ein letztlich geplatztes Support-Angebot für Blur brachte das Duo erneut zusammen. Man sprach sich aus, setzte neue zwischenmenschliche Parameter und beschloss, einfach wieder Spaß zu haben. Zudem musste der Bandname weg: Slaves heißen jetzt Soft Play, haben sich ihren sperrigen bis hymnischen Punk-Ansatz jedoch beibehalten. „Heavy Jelly“ ist das erste Album nach sechs Jahren, Mini-Comeback und erstes Lebenszeichen unter neuem Namen zugleich.

Die Besinnung auf das Wesentliche beginnt mit einem Sample eines anglikanischen Kirchenliedes, bevor Staub in höchste Höhen aufgewirbelt wird: „All Things“ legt mit einer überdimensionalen Schockwelle los. Auf Elf gedrehte Regler, wüste Dissonanz und pointierte Wortspenden packen den Keksen Extra-Stahlkanten bei, bevor das Ding mit wachsender Begeisterung eskaliert, am Stand durchdreht und doch wieder zur Post-Beklemmung zurückfindet. Das folgende „Punk’s Dead“ mit Newcomer Robbie Williams im Chor setzte sich aus dämlichen Kommentaren zum neuen Bandnamen zusammen. Letztlich liegt Punk doch eh lange schon unter der Erde, im Gegensatz zu Johnny Rotten. Das stoische Riff und der süffige Noise-Groove gehen nicht mehr aus dem Ohr.

Anti-Hits gibt es auf dieser Platte genug, siehe und höre „Mirror Muscles“. Soft Play leben ihr Faible für Hardcore und Nu Metal aus, packen düstere Gitarrensalven und Stakkato-Attacken aus, so wortreich wie möglich vorgetragen. Im abschließenden „Everything And Nothing“ ist sogar ein folkiges Leitmotiv dabei, das ein klein wenig an frühe R.E.M. erinnert. Statt College Rock und Alternativ setzt es heisere, leicht schiefe Vocals inmitten des Untergangs. Das wüste „Act Violently“ schmiegt sich an, holt aus und schlägt dann beherzt zu – System Of A Down lassen grüßen. Wieder ein paar Türen weiter klingt „Worms Of Tarmac“ wie die Hardcore-Punk-Antwort auf Sleaford Mods und Idles, und das ist irgendwie auch ganz in Ordnung so.

Was auch immer hier gerade passiert ist, es macht richtig viel Spaß. Soft Play häuten sich, ohne sich so wirklich zu häuten. Musikalisch mutet diese halbe Stunde im besten Sinne vertraut an und setzt dennoch frische Akzente am laufenden Band. Die kreative und menschliche Pause tat dem Duo hörbar gut, brachte offenkundig die nötige Motivation. Und dann ist da die hörbare Freiheit, mit der man nun aufspielt, fernab von musikalischen, lyrischen und gesellschaftlichen Erwartungen. Man darf Mensch sein, man darf sich aufregen und den Status Quo mit der feinen Klinge sezieren. Man darf – und muss – aber auch richtig viel Spaß haben, und davon gibt es auf „Heavy Jelly“ mehr als genug. Willkommen zurück.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 19.07.2024
Erhältlich über: BMG Rights Management (Warner Music)

Website: www.softplayband.com
Facebook: www.facebook.com/softplayband