Smile And Burn – Seid ihr stolz auf mich?

Smile And Burn
(c) Max Threlfall

Alles gewagt, alles gewonnen: Der Neustart von Smile And Burn Anfang 2020, plötzlich auf Deutsch, nur noch zu dritt und einen Tacken punkiger, war durchaus mutig, machte sich aber bezahlt. Mit ihrem scharfkantigen, pointierten, humorvollen und doch gesellschaftskritischen Sound rannte man offene Türen ein und schraubte, ganz nebenbei, höchst erfolgreich am eigenen kreativen Esprit. Das geschieht auch auf ihrem neuesten Streich, bloß irgendwie anders. „Seid ihr stolz auf mich?“ denkt nicht nur den Punk-Ansatz weiter und räumt dem Post-Präfix mehr Platz ein, sondern richtet zugleich den Blick bewusst nach innen.

Einer der Ankerpunkte ist „Stolz“, Quasi-Titelsong und Herzstück der Selbstreflexion. Das Trauma von Generationen und Familien wird zum Leitmotiv auserkoren, unter anderem beeinflusst vom frühen Tod von Philipp Müllers Schwester und dem Umgang damit. Die Eltern sollten sich bloß keine Sorgen um die anderen Geschwister machen müssen, begleitet von einem flockigen Punker mit Post-Ausprägung. Nie kann eine solche Wunde komplett verheilen, man wächst stattdessen krumm und schief drumherum – siehe und höre „Hier hält gar nichts“, das in aller Kürze und mit Elan nach vorne geht. Kann ein Trauma überhaupt bewältigt werden? Den Funken Hoffnung sorgt man vergebens.

Der Generationenaspekt wird hingegen in einem großartigen Doppel verarbeitet. „Asche von gestern“ befasst mich dem, was von den Vorfahren ‚mitgegeben‘ wird, luftig und doch eindringlich umgesetzt, treibend und beklemmend. Im folgenden „Oberflächenspannung“ wird der Versuch unternommen, den Nachkommen das Leben leichter zu machen, Ballast abzuwerfen. Das kann nie so ganz gelingen. Rundherum sieht man zudem, wie weit Smile And Burn musikalisch gekommen sind. „Schlechte Laune, alles gut“ scheint sich kurzzeitig selbst im Weg zu stehen, legt furiose und doch tanzbare Punk- und Post-Druckwellen frei, während „Alle verlieren“ laut, deutlich, rau und politisch wird.

Groß, voluminös und doch so intim: Auch wenn die Hoffnung auf bessere Tage weitestgehend im Keim erstickt wird, so ist diese hochpersönliche Platte von Smile And Burn doch ein Kunststück geworden, eine wunderbare Perle von einem Album. Das Trio findet gerne mal die richtigen Worte für das vermeintlich Unaussprechliche, erkennt Probleme und Limitierungen, arbeitet aber dennoch an den Aussichten für eine bessere Zukunft für die nächsten Generationen. „Seid ihr stolz auf mich?“ – eine rhetorische Frage, die sich jedoch ein lautstarkes ‚Ja‘ mehr als verdient hat.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.07.2024
Erhältlich über: Solitary Man Records / OMN Label Services (Bertus)

Facebook: www.facebook.com/smileandburn