Powerwolf – Wake Up The Wicked

Powerwolf
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Als vor knapp 20 Jahren das doomige Powerwolf-Debütalbum „Return In Bloodred“ erschien, hatte wohl kaum jemand darauf gewettet, dass die Saarbrücker Truppe mal gemeinsam mit Sabaton die Speerspitze der europäischen Power Metal-Szene bilden würde. Doch nachdem die Band um Sänger Attila Dorn und die Greywolf-Gitarristen bereits beim zweiten Album „Lupus Dei“ den markanten eigenen Bandstil gefunden hatte, folgte ein unglaublich schneller Aufstieg, der 2013 im Nummer Eins-Erfolgsalbum „Preachers Of The Night“ mündete. Stilistische Änderungen gab es seitdem allerdings nur in Nuancen, was die eiserne Fangemeinde bisher jedoch wenig gestört hat. Und so kann man sich auch vor dem ersten Hören bereits ungefähr ausmalen, wie das neunte Album „Wake Up The Wicked“ wohl klingen mag.

Wenig überraschend beginnt die Scheibe dann auch mit einem wuchtigen Uptempo-Headbanger namens „Bless ‚Em With The Blade“, der alle bandtypischen Merkmale in sich vereint: bombastische Chöre, markante Orgelsounds und Attila Dorns erhabenes Gesangsorgan – ganz klar, das können nur Powerwolf sein. Eine Spur langsamer und pompöser ist der eingängige Stampfer „Sinners Of The Seven Seas“ angelegt, der unglaublich schnell ins Ohr geht und wenig überraschend als Vorabsingle ausgekoppelt wurde. Mit „Kyrie Klitorem“ gibt das Quintett nach „Resurrection By Erection“, „Coleus Sanctus“ und „Stoßgebet“ eine weitere Kostprobe seines schlüpfrigen Humors zum Besten. Musikalisch gehört der schräge Titel mit seinem hymnischen Refrain jedoch ganz klar zu den absoluten Highlights der Scheibe.

Überraschungen gibt es nur wenige auf „Wake Up The Wicked“. Am ehesten sind da noch die folkigen Passagen bei „Heretic Hunters“, die Alestorm-mäßige Mitgrölhymne „Joan Of Arc“ und das Kinderchor-Intro des Beinahe-Popsongs „We Don’t Wanna Be No Saints“ zu nennen. Neben diesen Titeln sollte auf der Habenseite definitiv noch die feierliche Bombasthymne „1589“ erwähnt werden – hier zeigen sich Powerwolf von ihrer besten Seite. Selbiges lässt sich über einige zu sehr nach Schema F gestrickten Füllnummern wie „Viva Vulgata“ und „Thunderpriest“ leider nicht sagen. Hier zeigen sich dann doch erste Abnutzungserscheinungen im immer gleichen Bandkonzept.

Auch die sehr kurze Spielzeit von nur 37 Minuten ist negativ zu erwähnen, denn wenn man schon so ein kurzes und knackiges Album abliefert, sollte dieses doch wenigstens von vorne bis hinten überzeugen können. Bei all der Kritik bleibt aber dennoch festzuhalten, dass Powerwolf wieder einmal ein gutes Album abgeliefert haben, das die Fangemeinde mit Sicherheit begeistern wird. Die Qualität der bandeigenen Meisterwerke „Blood Of The Saints“ und „The Sacrament Of Sin“ wird jedoch leider nicht erreicht. Ein bisschen mehr Experimentierfreudigkeit, ohne dabei von eigenen Kurs abzukommen, darf man sich als Fan für die zehnte Scheibe somit doch schon mal gerne wünschen.

Wertung: 3,5/5

Erhältlich ab: 26.07.2024
Erhältlich über: Napalm Records (SPV)

Website: www.powerwolf.net
Facebook: www.facebook.com/powerwolfmetal