Eastie Ro!s – The Eastie Ro!s
David Bowies Berlin-Serie. Funkadelics Prä-Parliament-Platten. Leonard Cohens ‚Songs Of…‘-Reihe. Die Musikwelt ist reich an legendären Trilogien. Bei Eastie Ro!s begann mit der „Scheiße Gang“ vor einigen Jahren die, nun ja, Scheiße-Trilogie. Dass das jedoch alles andere als Mist ist, wird beim Lauschen der Berliner Punk-Charmebolzen sofort klar. Mit einem selbstbetitelten Werk, augenzwinkernd und in Beatles-Anlehnung „Das braune Album“ genannt, runden sie diese initiale Serie nun ab. „The Eastie Ro!s“ kümmert sich in 13 Kapiteln um rohe Energie, klare Ansagen und die Magie des ungeschliffenen Wahnsinns.
Die ruppige Kampfansage „Abhäng in Wedding“ langt in unter drei Minuten beherzt zu, schrammt nicht zum letzten Mal am Post-Präfix vorbei und bietet hohen Unterhaltungswert. Düstere Untertöne und ein grummelnder Basslauf zeigen sich stilvoll, bevor sich die imaginären Schleusen öffnen und dem kurzen, skandierten Refrain sowie der nervösen Gitarre den nötigen Freiraum einräumen. Nie um klare Ansagen verlegen, darf es danach „Arschloch“ sein – hibbelig, überdreht und hektisch, der Garage nahe und dabei unfassbar nervös. Auf einem Pulverfass reitend, schlagen Eastie Ro!s mal eben gekonnt um sich und haben Spaß daran.
Was diese knapp 33 Minuten ausmacht, ist die Abwechslung, die manch eine Perle hervorbringt. Da wäre beispielsweise „Drahtseilakt“, das regelrecht unter Strom zu stehen scheint, explosiv und überdreht, aber zugleich eingängig wie Sau, vielleicht sogar politisch korrekt. An wen die „Secret Love“ gerichtet ist, bleibt offen, doch brennt sich die rohe Gitarre sofort ein – nur einen kleinen Tweak von einem Früh-Karies-Höllenritt entfernt und urplötzlich mit einer kleinen Melodie ums Eck kommend. Dort wartet bereits das hibbelige, verspielte „Jack Beauregard“, dessen Drums sich selbst überschlagen und damit ein statisches Leitmotiv torpedieren. Hingegen gibt sich „Ignoriert & isoliert“ erstaunlich roh, frontal und finster.
Alles andere als Scheiße, so oder so ähnlich lässt sich dieses Kleinod wohl in aller Kürze auf den Punkt bringt. Eastie Ro!s machen einfach und machen damit Spaß – ein simples wie geniales Rezept. Ihr braunes Album ist ein Sammelsurium kurioser Punk-Ideen, im besten Sinne ursprünglich und den Wurzeln nahe, ohne stur in längst vergangenen Tagen festzuhängen und veralteten Ideen verzweifelt nachzujagen. Auf „The Eastie Ro!s“ stimmt die Mischung ein weiteres Mal – eine von vorne bis hinten richtig gute Platte eines unterhaltsamen Trios, das sich abermals in bestechender Form zeigt.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 19.07.2024
Erhältlich über: Tomatenplatten
Website: eastierois.wordpress.com