Benjamin Amaru – i always remember all of my dreams
Es ist eine wahre Freude, die organisch wachsende Karriere von Benjamin Amaru zu verfolgen. Der in der Ostschweiz geborene 26jährige entdeckte schon früh die Lust an der Improvisation, bevor nach dem Stimmbruch der Gesang immer wichtiger wurde. Inzwischen hat er mehr als 50 Songs releast und zählt über 20 Millionen jährliche Streams bei Spotify. Auf seinem ersten kompletten Album „i always remember all of my dreams“ gewährt Amaru Einblicke in seine Gedankenwelt und zelebriert die schönen kleinen, aber auch die nicht ganz so schönen Momente mit beschwingten, eklektischen, nachdenklichen und stets eingängigen Klängen.
Und die zeigen sich von Anfang an, wenn „this life“ warme Sommerabende in stets willkommener Gesellschaft zelebriert und diese Leichtigkeit mit einem kleinen Ohrwurm verbindet. Auch „jonny’s lancia“ mit the great stoyan duo geht sofort ins Ohr, nimmt mehr Gitarren zu, wirkt hibbelig und doch folkig. Die nervöse, überschäumende Euphorie steckt an. Dass davor mit „everything“ einer der fragilsten Tracks wartet, passt ins Bild. Greifbarer Schmerz lässt die Welt innehalten und versucht mit einer neuen Situation zurechtzukommen. Das Herz weint, die lyrische Ader blutet – ein spannender balladesker Einschub, der Eindruck hinterlässt.
In „slowly dancing“ tobt sich Amaru im Langformat aus und lässt viel Freiraum für Zwischentöne. Gerade die Duettpassagen mit Laura Alden hinterlassen mächtig Eindruck, während die betonte Reduktion die Emotionen mit wachsender Begeisterung kanalisiert. „waiting“ bäumt sich hingegen sehr, sehr langsam, dennoch bestimmt auf. Das Spiel mit Loops und sich intensivierenden Spuren kommt gut. In „home now“ kommen sogar leicht jazzige und soulige Untertöne durch, die sich aber nahtlos in den Amaru’schen Sound einfügen – abgerundet durch „your answers to my question (what is life?)“, ein erstaunlich avantgardistisches Spoken-Word-Stück, das im besten Sinne aus dem Rahmen fällt.
Unweigerlich wird man in den emotionalen Sog der Welt des Benjamin Amaru hineingezogen. Seine Sammlung an Anekdoten, Erinnerungen, konkreten Gedanken und Stream of Consciousness findet generationenübergreifenden Nachhall, stilvoll und reduziert, aufbrausend und leidenschaftlich, stets eingängig. „i always remember all of my dreams“ blättert durch das Tagebuch, sammelt Eindrücke und spielt, quasi im Vorbeigehen mit musikalischen Ausdrucksformen. Amarus erstes Album bestätigt die Stärken seiner bisherigen Releases mehr als souverän – ein junger, hochtalentierter Musiker, an dem man noch viel Freude haben wird.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 19.07.2024
Erhältlich über: Warner Music
Website: benjaminamaru.com
Facebook: www.facebook.com/benjaminamaru