Spiritual Cramp – Spiritual Cramp

Spiritual Cramp
(c) Carlos Gonzalez

Mit ordentlich Verspätung schafft eine der Punk-Bands der Stunde den Sprung nach Deutschland. Nimmt man es genau, ist Punk eigentlich ’nur‘ ein Behelfsbegriff für den Sound von Spiritual Cramp. Das US-Sextett hat eine hörbare Affinität für The Clash, was sich unter anderem in tanzbaren Reggae-, Alternative- und Garage-Einflüssen zeigt, ohne dabei auf deutliche Texte und ähnlich forsche Ausritte zwischendurch zu verzichten. Nach mehreren Kleinformaten und Songsammlungen ist „Spiritual Cramp“ ihr erstes komplettes Album, ursprünglich im Vorjahr erschienen, doch nun erst offiziell hierzulande erhältlich.

Ein Song wie „Clashing At The Party“ bringt das bewusste Umdenken auf den Punkt und die Referenz in den Titel. Spiritual Cramp mögen es gerne mal tanzbar und der Reggae-Unterbau rockt sommerlich bis leger, dennoch forsch und treibend. Im vermeintlichen Widerspruch ergibt sich der erste von vielen Ohrwürmen mit einem dicken Chorus. Einen solchen bringt auch „Talkin‘ On The Internet“ mit, dessen nervöse Gitarre leichtes Hives-Flair auspackt und den Punk in die Garage schickt – dreckig und doch schimmernd, funkelnd. Hymnische Eigenwilligkeit und eine mächtige Hook brennen sich binnen kürzester Zeit ein.

Stark ist auch der Opener „Blowback“, der die bandeigene Punk-Version ein wenig in Richtung Post trägt und eine Armada an Silben in einen kleinen, großen Wellenbrecher packt – scharfkantig und charmant zugleich. In „Better Off This Way“ gehen die Kalifornier forsch nach vorne und schütteln kleinere Muskelspiele aus dem Ärmel, die „Slick Rick“ mit etwas Dreck versieht und „Addict“ auf fast schon zurückgelehnte Weise eskalieren lässt. Die tatsächliche Entspannung tritt in „City On Fire“ hervor, das abermals Clash-Chic betont und damit zu unterhalten weiß.

In nur 26 Minuten haben Spiritual Cramp alles gesagt und spucken eine Punk-Platte aus, die daraus gerne mal einen Behelfsbegriff macht. Ihr selbstbetitelter Erstling wagt viel und gewinnt noch mehr, bricht wiederholt aus dem vermeintlichen Schema F aus und tut dies auf charmante, hitverdächtige Weise. Schnell macht sich diese Armada aus Mini-Hits und Rohdiamanten breit, tut dies mit Gusto und – na klar – ohne Rücksicht auf Verluste. Hier geht es einfach nur um richtig gute Songs, um Stimmung, um Tanzschüchen, aber auch um pointierte Texte, die keinesfalls untergehen sollten. Diesem Hype darf man gerne glauben – Ende August auch für zwei Konzerte in Deutschland.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.06.2024
Erhältlich über: Blue Grape Music (The Orchard)

Website: spiritualcramp.com
Facebook: www.facebook.com/spiritualcramptv