Pedro The Lion – Santa Cruz
Seit dem Comeback als Solo-Projekt widmet sich David Bazan mit Pedro The Lion seiner eigenen Biographie als fünfteiliges Albumprojekt. „Phoenix“ und „Havasu“ waren der Kindheit gewidmet, nun geht es langsam dem Erwachsenenleben zu. „Santa Cruz“ dreht sich im Großen und Ganzen um das 13. bis 21. Lebensjahr, als es von Arizona nach Kalifornien ging und sich für den gläubigen Teenager eine neue Welt öffnete, gefolgt von weiteren Umzügen, der ersten Zeit auf eigenen Beinen und dem Wunsch, das Leben als Staubsaugervertreter hinter sich zu lassen, um sich schließlich der Musik zu widmen.
Der Umzug an die Westküste wurde von einer Anstellung des Vaters an einer Bibelschule begleitet. Schnell findet sich Bazan in einer neuen Welt wieder, die irgendwie ganz anders ist. Das äußert sich unter anderem auch in der musikalischen Umsetzung, denn während das mit Synthetik versehene „It’ll All Work Out“ als mutmachender Opener noch dem vertrauten Slowcore zuzurechnen ist, wird das Album als solches lauter und forscher. Das zeigt bereits „Santa Cruz“, Titeltrack der neuen Heimat, wo der Rucksack auf einmal doof ist und das Einkaufszentrum magisch anzieht. Indie und Pop ziehen in einen Malstrom, der viel zu schnell endet.
Zwischen wechselnden Eindrücken unter dem Gesichtspunkt mangelnder Stabilität – die Familie verweilt nicht lange am selben Ort – wächst und gedeiht das Album. So tanzbar wie „If I Don’t Cry Now“ hat man den Langsam-Emo von Pedro The Lion selten gehört, mit 80s-Cheesyness gespickt und doch irgendwie sympathisch. „Teacher’s Pet“ kann man nicht ewig bleiben, umgesetzt durch musikalische Hochspannung. Der Höhepunkt ist jedoch die Ode an „Modesto“ – sechs Monate, die für Bazan alles verändern. Er gibt seinen Job auf, findet zur Musik und ist endlich zumindest halbwegs angekommen, bevor das fieberhafte „Spend Time“ direkt nach großer Bühne klingt.
Mit einem potenziellen Song für die Ewigkeit in Form von „Modesto“ und zehn weiteren, insgesamt deutlich rockigeren Perlen gelingt dieser autobiographischen Albumserie ein vorläufiger Höhepunkt. Pedro The Lion kehren Slowcore natürlich nicht den Rücken zu, zeigen sich dennoch etwas flotter, huldigen Gevatter Indie und schreiben sogar die eine oder andere kleine Hymne. Sympathischer Synthie-Einschlag unterstreicht die Qualitäten dieser Platte, die mit einer kräftigen Portion Teenage Angst für Bewegung und Begeisterung sorgt. Bazans nächstes Kapitel darf mit Hochspannung erwartet werden.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 07.06.2024
Erhältlich über: Big Scary Monsters (Membran)
Website: pedrothelion.com
Facebook: www.facebook.com/pedrothelion