Mest – Youth

Mest
(c) SBÄM Records

In den frühen 2000ern mischten Mest fest inmitten der großen Pop-Punk-Welle durch, schafften es in die US-Charts, auf zwei Ausgaben der legendären Warped Tour sowie in diverse Fernsehshows, doch der ganz große Durchbruch blieb der Band aus Blue Island, Illinois verwährt. Rund um Sänger und Gitarrist Tony Lovato, das einzige verbliebende Gründungsmitglied, wechselte das Line-up teils wild durch, zwischenzeitlich löste man sich wieder auf, bevor sich die ursprüngliche Besetzung erneut fand und ein gemeinsames Album aufnahm. Mittlerweile hat Lovato wieder eine komplett neue Mannschaft um sich geschart und gleich drei Platten geschrieben, die alle noch in diesem Jahr erscheinen sollen. „Youth“ macht den Anfang.

Knapp 23 Minuten Spielzeit, das ist natürlich relativ übersichtlich. Dieses vermeintliche Manko wird durch eine Serie an Hits und mehrere prominente Gäste locker kaschiert. Im eröffnenden „When We Were Young“ mischt beispielsweise Jaret Reddick von Bowling For Soup mit und sorgt für die nötige Würze dieser ohnehin bereits mehr als unterhaltsamen Melodic-Granate – poppig, punkig, zudem jagt eine Hook die nächste. Für das wuchtige „Hate You Sober“ konnte Spencer Charnas von Ice Nine Kills gewonnen werden, ausnahmsweise ohne Horrorshow. Feiste Riffs, ein kleines Breakdown und – na klar – ein großer Refrain geben sich die Klinke in die Hand.

„Was It Worth It“, diese Frage darf lautstark bejaht werden. Mest schrauben den Punk-Anteil nach oben, lassen den Bass immer wieder an vorderste Front rücken und räumen mit diesem erstaunlich kantigen Rezept ab. Die melancholische Nachdenklichkeit von „Parking Lot“ kommt ebenfalls gut, auf allen Ebenen unheimlich typisch für Zeit und Genre, aber doch komplett anders. Mest verstehen es, mit urtypischen Pop-Punk-Elementen Neues zu erschaffen, alleine schon durch die drückenden Drums. Die tauchen auch in „Barely Hanging On“ mit sympathischer Zebrahead-Beteiligung auf, wenngleich es hier ein willkommenes Überangebot an Melodien ist, das sich sofort einbrennt.

Natürlich hätte es gerne viel, viel mehr Musik sein dürfen, aber wenn die beiden weiteren Platten dieses Niveau nur annähernd halten können, steht ein glorreiches Pop-Punk-Jahr ins Haus. Mest besinnen sich auf ihre Qualitäten, profitieren hörbar von frischem Blut und einer Armada an Gästen, die wunderbar zum Fluss dieses Albums passen. Ja, „Youth“ geht viel zu schnell vorüber, wie auch die Jugend an sich, stellt aber zugleich vollkommen zu Unrecht stiefmüttlerlich behandelte Veteranen erneut vor. In dieser Form sollten Mest schon bald wieder bzw. endlich die großen Festivalbühnen gehören.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.06.2024
Erhältlich über: SBÄM Records (Broken Silence)

Website: mestmusic.com
Facebook: www.facebook.com/Mestofficial