Gas Wasser Indiepop – 15 Zoll Maul

Gas Wasser Indiepop
(c) Jören Gloe

Toller Name, tolle Musiker: Hinter Gas Wasser Indiepop steckt die Instrumentalfraktion von Die Bullen sowie Jott. Gäde, den man unter anderem von Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen kennen sollte. Während erstere Band aktuell etwas langsamer macht und zweitere schon vor geraumer Zeit über den Jordan ging, bot sich eine Teilfusion irgendwie an. Pop soll und darf man allerdings nicht erwarten, denn die gemeinsamen Berührungspunkte bewegen sich rund um Punk, Wave, Post, Rock und, ja, auch ein bisschen Indie. „15 Zoll Maul“ vermengt Depressives und Post-Romantisches mit dem erstickten Fünkchen Hoffnung.

Nichts hieran verläuft komplett linear, nicht einmal die Stories. Das fieberhafte „20 Jahre in der Werbung“ häutet sich gleich mehrmals, beginnt bei A und landet irgendwann auf Phi. Zwischen Post-Indie-Punk-Hektik und martialischer Orgel brennen sich gerade die dominanten Vocals von Gäde ein, der zu jeder Zeit wie der absolute Chef im Ring wirkt, souverän und unerreicht. Gebotene Hektik zeichnet ein Stillleben, das den lauten Ausbruch versucht. Im kurzen, knackigen „Mobbing Mambo No. 2“ findet ein kleiner Communication Breakdown statt. Ein Page-Riff gibt es nicht, dafür herrlich noisigen, nöligen Punk mit rauem Bassgewitter.

Zu den Herzstücken dieser Platte zählt ohne Frage „Autobiografie eines Heizlüfters“. Dieser Stream of Consciousness attackiert das Bewusstsein in stoischem Tempo, lässt Gedanken zusammenfließen und sucht nach Antworten, lange bevor jemand auf die Idee käme, den Hauch einer Frage zu formulieren. Dass man sich dieser Präsentation in allem Understatement nicht entziehen kann, spricht für die Band, die einen Track wie „Und immernoch nicht gebumst“ als Lagerfeuer-Koitus inszenieren kann, während „Der Prominente im Sack“ davor in aller Hektik versucht die Maske wieder aufzusetzen. Ist damit alles gesagt, singt „Zitat Ende“ ein wenig in sympathischer Zittrigkeit mit Lindenberg-Flair.

Es kommt zusammen, was zusammengehört, selbst wenn einem das vorher nicht so bewusst war: Gas Wasser Indiepop klingen wie füreinander gemacht und servieren einen bunten musikalischen Strauß in allerlei Graustufen. Die Gedankenströme sind nicht immer angenehm, die Arrangements langen gerne mal – auf sehr unterschiedliche Weise – beherzt zu, und doch stimmt die Mischung von der ersten bis zur letzten Sekunde. Das fällt ab und an unbequem aus, dann wieder fast schon hymnisch, doch stets von mehr als willkommenem Understatement in rauen Mengen und roher Präsentation begleitet. „15 Zoll Maul“ haut auf selbiges und philosophiert anschließend darüber – ein mehr als starker Einstand für diese Formation.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 28.06.2024
Erhältlich über: Broken Silence Records (Broken Silence)

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