Amber – Room For Understanding

Amber
(c) Danny Kötter

Von langer Hand angekündigt und endlich bereit zur Leistungsexplosion: Amber gibt es als Band erst vergleichsweise kurz, wenngleich die vier Bielefelder schon geraume Zeit Musik machen. Obwohl man eigentlich eher aus dem Hardcore kommt, einigte man sich auf einen launischen Mix aus Emo, Gaze, (Post) Punk und Alternative, der im Herbst 2020 die erste Single abwarf und seiterher immer wieder den einen oder anderen feinen Teaser aus dem Ärmel schüttelte. „Room For Understanding“ ist nun das erste komplette Album, das sämtliche bisherigen Releases vereint und zugleich durch emotional aufwühlende Geschlossenheit beeindruckt.

Der Song, mit dem einst alles begann, ist natürlich mit dabei: „Better Days“ hat etwas von einem Mission Statement, vom leichtfüßigen und doch bleiernen Emo-Gaze-Charme über die im luftleeren Raum schwebenden Gitarren bis hin zum treibenden, nahezu hymnischen Chorus. Amber packen alles, was sie ausmacht, in diese viereinhalb Minuten, Schleifchen inklusive. Im Vergleich dazu wirkt der Opener „Spine“ nahezu fieberhaft, wenngleich das mit Post Punk flirtende Riff erstaunlich tanzbar rüberkommt und schließlich die Bühne für plüschige Intensität bereitet. Diese kleine, aber feine Steigerung bekommt dem Quartett prima.

Hörbarer Rückenwind legt den Grundstein für weitere Mini-Hits. So eröffnet „Chadwick“ angenehm heavy, holt eine feine Prise Grunge in den Mix und macht damit alles richtig. Dass dies letztlich nur eine kleine falsche Fährte ist, bevor sich die Schleusen öffnen und im emotionalen Wirrwarr für energisches Gefühlschaos am Wellenbrecher sorgen, passt ins Bild. „R.F.U.“ wirkt hingegen verspielt und feinsinnig, holt eine Math-Gitarre in den Gazeternative-Mikrokosmos. Natürlich werden ab und an Erinnerungen an The Cure wach, das gehört fast schon zum guten Ton. „Le Mal Nécessaire“, das notwendige Übel, rundet den Reigen mit fieberhaft-punkiger Präsentation und etwas Dreck ab – ein unerwartetes Powerhouse, das sich sofort einbrennt.

Zahlreiche kleine und kleinste Häutungen schrauben den Unterhaltungswert dieses Albums immer weiter nach oben. In welcher Manier Amber ihren Stiefel durchziehen, weiß zu begeistern. Natürlich ist das Grundgerüst vertraut, doch reißen erst die zahlreichen kleinen Variationen, Exkurse und etwas überraschenden Einschübe von den Sitzen. Gelegentliche Härte bekommt den Bielefeldern ebenso gut wie die Wave-artige Leichtigkeit, die auf „Room For Understanding“ in steten Spannungsfeld zu emotionaler Schwere steht. In knapp 34 Minuten suchen und finden Amber ihre sympathische Nische und ringen dieser immer wieder neue Facetten ab – ein hochklassiger Einstand, dem man sich kaum entziehen kann.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.06.2024
Erhältlich über: Room 11 Records

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