Wallows – Model

Wallows
(c) Aidan Zamiri

Musizierende Schauspieler sind eine Sache für sich. Das kann sehr gut sein, treibt jedoch mindestens so oft tiefe Sorgenfalten auf die stressgeplagte Stirn. Der hierzulande als Hauptdarsteller des Netflix-Hits „Tote Mädchen lügen nicht“ bekannte Dylan Minnette gibt seiner Band Wallows, die in ihrer Urform bereits seit 2011 besteht, schon länger den Vorzug, und das mit Erfolg. Die beiden bisherigen Alben servierten sympathischen Gitarren-Pop, so eingängig wie – ab und an – expertimentierfreudig, vom einen oder anderen Streaming-Hit begleitet. Mehr davon setzt es nun auf „Model“, für das sich das Trio nach eigenen Angaben deutlich lockerer machte und auf seine Instinkte baute.

Dieses befreite Aufspielen bekommt Wallows richtig gut, siehe und höre das zart tänzelnde „Bad Dreams“. Wie sich das Arrangement aus dem verträumten Dickicht befreit, weiß zu unterhalten. Der Weichzeichner der Unwirklichkeit harmoniert wunderbar mit den Jangle-Pop-Anleihen und den lauten Drums, die immer wieder auftauchen. Auch das eröffnende „Your Apartment“ mag es drückend und beatesk, flirtet mit TripHop-Rhythmus und legt klassische Indie-Gitarren darüber. Die angenehm nervöse, hektische Energie bekommt dem Track prima, im Refrain setzt es willkommene Ecken und Kanten nebst introvertierten, nachdenklichen Momenten.

Gefühlt befindet sich die US-Band auf der steten Suche nach der idealen Ausdrucksform und nimmt allerlei Ideen mit. Der grollende Basslauf von „You (Show Me Where My Days Went)“ kollidiert mit der lässig angeschlagenen Gitarre und den leichtfüßigen Vocals. Das wirkt gedankenverloren, bittersüß und hymnisch, im besten Fall sogar gleichzeitig. „Going Under“ serviert Wucht und Intensität, lehnt sich dabei jedoch betont weit zurück und lässt den Song kommen. Beatesker Druck und poppige Unwirklichkeit finden gekonnt zusammen. Im Gitarren-Pop von „Calling After Me“ besinnen sich Wallows hingegen auf altbekannte Qualitäten und schütteln einen Mini-Hit aus dem Ärmel.

Tatsächlich wagt sich die Formation aus Los Angeles deutlich weiter hinaus, lässt mehr Ideen zu und fährt damit bestens. „Model“ baut natürlich auf der luftigen Ernsthaftigkeit der Vorgänger auf, hat die obligatorischen Hits an Bord und schreibt kleine, aber feine Melodien, denen man sich nicht entziehen kann. Wirklich stark sind Wallows jedoch in der vermeintlichen zweiten Reihe, wenn das rhythmische Korsett die Oberhand gewinnt, wenn es verträumt wird, aber auch im Jangle-Groove, der immer wieder ins Rampenlicht drängt. Jetzt haben sich Wallows endgültig – und gleich überaus sympathisch – festgespielt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 24.05.2024
Erhältlich über: Atlantic Records (Warner Music)

Website: www.wallowsmusic.com
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