Villagers – That Golden Time

Villagers
(c) Andrew Whitton

Es musste sich etwas ändern im Hause Villagers – zumindest auf kreativer Ebene, denn nach dem bunten, schillernden „Fever Dreams“ strebte Mastermind Conor O’Brien einen anderen Ansatz an. Das neue Material wies für den 1984 geborenen Iren eine ‚internalisierte Stimme‘ auf, die ihn geradezu zwang, alles von den Aufnahmen bis zum Mix selbst in seinem eigenen Apartment in Dublin zu erledigen. Erst zum Ende hin lud er einige Gäste für zusätzliche Instrumente ein. Entsprechend klingt „That Golden Time“ eine Spur intimer und reduzierter, ohne dabei vertraute Qualitäten zu ignorieren.

Der Titelsong bemüht ein zentrales Thema dieser Platte – Romantik bzw. Romantisierung versus Realismus. Im steten Zwiespalt zwischen hoffnungsvollen Zielen und einer harschen Wirklichkeit entsteht Reibung, in sonnige und zugleich schroffe Dissonanz getüncht. Ordentlich Hall, etwas Plüsch und Weichzeichner, dazu sperrige Effekte – dieser Spagat gelingt Villagers hervorragend. Noch besser schafft das nur „Behind That Curtain“, das sich von einer soulig-jazzigen Ballade zu einem lauten, chaotischen Finale hangelt und den Klang von Alarmglocken im eigenen Kopf symbolisiert. Die finale, reduzierte Ordnung von „Money On The Mind“ samt angedeuteter Versöhnlichkeit im Abgang passt ins Bild.

„You Lucky One“ ist ein weiterer Eckpfeiler, eng mit dem Symbol der Münze im Artwork verbunden und zugleich als warnende, abschreckende Geschichte zu verstehen. Der verspielte und doch intime Indie-Folk-Track bemüht Villagers in Reinkultur, etwas komprimierter und doch gewohnt weltoffen. „Truly Alone“ eröffnet das Album mit einem lockeren Beat, deutet TripHop an und sucht nach Wärme in unterkühler Atmosphäre. Und doch ist hier letztlich niemand wirklich alleine. Die zeitlose Melodie des folgenden „First Responder“ behandelt eine engelsgleiche Figur, die in einem kaputten System für Ordnung und Hoffnung sorgt, perfekt durch den intensiven Schlussakt verdeutlicht.

Tatsächlich dauert es dieses Mal etwas länger im Hause Villagers, weil die fragile Widersprüchlichkeit dieses Albums erst einmal gehörig verwundert. „That Golden Time“ schleicht sich etwas vorsichtiger an, rüttelt im richten Moment gar vehement wach und zieht sich dann wieder vorsichtig zurück, während Schicht auf Schicht musikalische Magie bemühen. Letztlich ist das O’Briens größte Kunst, dieses unscheinbare und doch bestimmte Anschleichen. Ehe man sich versieht, gehen die feinen Melodien, bewegenden Texte und kleinen Farbtupfer nicht mehr aus dem Kopf. Etwas anders und doch so kraftvoll, so bewegend wie immer: Der Name Villagers bleibt synonym mit großartiger Musik aus dem Kaleidoskop greifbarer Gefühle.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.05.2024
Erhältlich über: Domino Records (GoodToGo)

Website: wearevillagers.com
Facebook: www.facebook.com/Villagers