Slash – Orgy Of The Damned
Ein ultralässig in Schwarz gekleideter Mann mit Hut und Gitarre trifft den Blues – und das ist vom Start weg eine schlüpfrig schwelgende Liebesbeziehung. „Orgy Of The Damned“ spukte als Idee für einen Coversampler schon viele Jahre im Kopf des wohl besten Rockgitarristen der Welt, Saul Hudson, herum – nun endlich hat Slash, so Hudsons wohl weltbekannter Alias, sie auch verwirklicht. Und es wäre kein Slash-Album, wenn nicht auch diesmal die ganz große Prominenz der Frontmänner- und -frauen ihm zur Seite stünden. Die Gästeliste, um nur mal ein paar der Big Names herauszugreifen, liest sich wie ein Who is Who der Rock’n’Roll Hall of Fame: Brian Johnson (AC/DC), Billy F. Gibbons (ZZ Top), Iggy Pop, Dorothy Martin (Dorothy), Chris Robinson (The Black Crowes), Chris Stapleton, Paul Rodgers (Bad Company) oder auch Beth Hart schenken Slash ihre Stimme.
Dementsprechend bringt jede Coverversion mehr oder minder berühmter Klassiker allein schon durch den Gesang ihre ganz eigene Note mit. Die Platte startet lässig groovy und mit viel Mundharmonika, Fronter Chris Robinson legt gesangstechnisch wirklich alles rein in „The Pusher“, eine Neu-Interpretation von Steppenwolf aus dem „Easy Rider“-Soundtrack. Und es geht hochwertig weiter: „Hoochie Coochie Man“ mit Mr. Billy F. Gibbons packt einen grob am Schlawittchen direkt zurück in die 50er Jahre in den nikotinschwadigen 708 Club in Chicago, allerdings nicht ohne ein paar richtig fette Riffsolos des Saitenzausels einzuflechten. Mit „Key To The Highway“, ausgestattet mit dem sexy rauchigem Gesang von Dorothy Martin, schmeckt man gefühlt den Staub einer sonnentrockenen Wüstenstraße und spült ihn sich mit einer eiskalten Bourbon Cola den trockenen Rachen hinunter.
Und es bleibt weiter spannungsgeladen, zum Beispiel mit „Born Under A Bad Sign“ mit Paul Rodgers, einem verdammt lässigen Midtempo-Stampfer und Ohrwurm. Nicht minder begeistert auch die Tarantino-esque Ballade „Awful Dream“ mit Iggy Pop und ihrer aufmüpfigen Fuck-You-Attitude. Ebenfalls aus dem höchsten Regal ist die Neuauflage des Howlin‘ Wolf Kultsongs „Killing Floor“ mit AC/DC-Fronter Brian Johnson, dem man so viel gesangliche Varianz wohl eher nicht zugetraut hätte. Chapeau, der Herr!
Seine technische Extraklasse untermauert Slash mit seinen vielen, teils begeisternd frickeligen Solos, die er geschickt in die Songs einwebt, und die so etwas wie einen roten Faden in einem sehr heterogenen Album darstellen. Auch und apropos Solo: Toller Geheimfavorit auf der Platte ist der Rausschmeißer-Song „Metal Chestnut“, der völlig ohne Gesang daherkommt, der aber vor energetischen Harmonien und technischer Brillanz aus allen Poren pure Spielfreude versprüht. Klasse.
Ach ja, es gibt auch noch ein wenig Wehmut, das Lowlight des Albums ist für mich die fast achtminüte Neuinterpretation des Klassikers „Papa Was A Rolling Stone“ mit Demi Lovato, die in meinen Augen stark uninspiriert einherkommt, erst ewig Anlauf nimmt und dann mehr oder minder, wohl auch aufgrund des mittlerweile durchaus totgespielten Radioelends des Originals, in der Bedeutungslosigkeit verpufft. Alles in allem ist „Orgy Of The Damned“ aber ein weiterer Geniestreich von Slash – eine klare Empfehlung für alle Bluesfans und die, die es noch werden wollen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 17.05.2024
Erhältlich über: Gibson Records / Seven.One Starwatch (Sony Music)
Website: www.slashonline.com
Facebook: www.facebook.com/slash