Missiles – Weaponize Tomorrow

Missiles
(c) Thomas H. Johnsson

Jahrelang rumorte es im schwedischen Underground, als Missiles ihren Sound suchten und fanden. Das 2016 erstmals aufgetauchte und schnell wieder verschwundene Projekt aus Malmö nahm sich ordentlich Zeit, um am eigenen (post-)apokalyptichen Auftreten zu schrauben. Gothic Rock, Post Punk, Dark Wave und allerlei andere Finster-Weisheiten standen Pate für „Weaponize Tomorrow“. Klang, Texte und Ästhetik spielen mit der Zeit des Kalten Krieges – in einer Phase entstanden, als dieser noch der Vergangenheit anzugehören schien, und somit so aktuell und beklemmend wie eh und je.

Schnell wird klar, dass sich das Quintett nicht auf einem bestimmten Sound festlegen lässt. „Dead Summer Moon“ legt beispielsweise hektisch und finster los, kehrt scharfkantigen Punk hervor und lässt dennoch süffige, bittersüße Melodien Einzug halten – wie etwas schnellere Grave Pleasures. Die dreieinhalb Minuten gehen binnen kürzester Zeit ins Ohr, zumal der Refrain kaum größer, kaum packender ausfallen könnte. Im direkten Anschluss nimmt „Living In A Nuclear Town“ das Tempo komplett heraus und gewährt dem Synthesizer seinen prominenten Auftritt. Teils ersetzt er die Gitarren und flirrt über dem bewusst unterproduzierten Schlagzeug.

Eine weitere Überraschung ist „Leeches“, das durchaus etwas von einem lupenreinen Garage-Punk-Track hat, sich gerne mal selbst überschlägt und doch sukzessive jene manischen Melodien einbaut, die Missiles so prima beherrschen. „End Of The Line“ versinkt komplett in der Entschleunigung, bäumt sich bewusst behäbig auf und flüstert durch die Cold-Wave-Ambient-Tüte. Und dann ist da noch „Radio Dark“, der überlange Abgang, der in sieben Minuten das Album zusammenfasst. Jenseitiges Brodeln, drastische Gesten und wütende Explosivität samt singender Gitarre geben sich bockig bis grantig. Auch das steht den Nordlichtern gut zu Gesicht.

Natürlich gehen diese knapp 32 Minuten viel zu schnell vorüber, was aber auch wirklich nicht überraschen sollte. Missiles etablieren sich in dieser kurzen Zeit schnell und machen deutlich, dass sie nichts von Trendreiterei halten, dass sie kein bloßer Abklatsch großer Düster-Acts sind, dass sie Eigenwilligkeit und Substanz weit über den sichtlich vorhandenen Stil stellen. „Weaponize Tomorrow“ explodiert aus den Startblöcken und findet sich nach und nach. Ob schnell und hektisch, elegisch und synthetisch oder düster und fatalistisch: Missiles machen sich in aller Schnelle einen Namen, den man sich merken sollte.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.05.2024
Erhältlich über: Svart Records (Membran)

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