Joywave – Permanent Pleasure

Joywave
(c) Grant Spanier

Seit etwa einem Jahrzehnt packen Joywave in schöner Regelmäßigkeit ihre Indie-Perlen aus, die sich mit Sicherheit ein größeres Publikum verdient hätten. Das mittlerweile gefestigte Trio-Line-up aus Rochester im US-Bundesstaat New York, das immer wieder Großbritannien und Europa betourt, meldet sich mit dem bereits fünften Longplayer zurück, der – im Vergleich zum Vorgänger – nicht zwingend wie aus einem Guss klingen muss und zugleich die musikalische Bandbreite deutlich erweitern will; so lautet zumindest das Mission Statement. Entsprechend bunt, vielfältig und doch angenehm intim präsentiert sich „Permanent Pleasure“.

Einer dieser schillernden neuen Leckerbissen ist das an (frühe) The Killers erinnernde „Scared“, das sich vor allem über seine hibbelige, grundsympathische Gitarre definiert. Direkt mit dem Refrain loszulegen, war ohne Frage ein Geniestreich, zumal sich dieser nach wenigen Durchläufen einbrennt und nicht mehr aus dem Hinterstübchen geht. Die zurückgenommenen und doch eingängigen Strophen passen prima ins Bild und führen nahtlos in das tanzbare, synthetische „Brain Damage“. Das ist tatsächlich dieselbe Band, die mit dicken Keyboards und pulsierendem Bass nach der feinen Klinge im pulsierenden Wahnsinn sucht.

Die knackige Kürze von „Splendor“ bietet butterweichen Dream-Pop-Charme mit cineastischen Qualitäten, herrlich zurückgenommen und doch alles andere als brav. Die sehr bestimmte Energie des Tracks kollidiert mit M83. „Hate To Be A Bother“ ist der große Indie-Radiosong, der mit guter Laune, angenehmen Melodien und dezenten Ecken und Kanten im Ohr bleibt. Der abschließende Track mit dem überlangen, herrlich überzeichneten Titel traumwandelt, blickt durch das Pop-Kaleidoskop und landet schließlich im Old-Timey-Zirkus – ein Motiv, das bereits das einleitende „Graffiti Planet“ einführte, bevor sich leicht dissonante Schwere ausbreitet.

Letztlich tun Joywave genau das, was sie angekündigt hatten, geben sich deutlich bunter und breiter aufgestellt, ohne dabei ihren Spielwitz und ihr Händchen für packende, dennoch eigensinnige Songs zu verlieren. Wenn man so will, ist „Permanent Pleasure“ die logische Fortsetzung für das US-Trio, ohne sich auch nur annähernd in kopierenden Untiefen zu verrennen. Singende Gitarren, verträumte Synthie-Flächen, schillernder Pop und sommerliche Exkurse geben sich eine gute halbe Stunde lang die Klinke in die Hand. Joywave schrauben weiterhin an ihrem Ruf als Indie-Feinschmecker, die sich mehr denn je die ganz große Festivalbühne verdient hätten. Bis dahin kann man sie im Herbst live auf deutschen Bühnen erleben – am 9.11. im Artheater Köln und am 10.11. im Berliner Badehaus.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.05.2024
Erhältlich über: Cultco Music / Hollywood Records (Universal Music)

Website: joywavemusic.com
Facebook: www.facebook.com/joywave