Hot Water Music – Vows

Hot Water Music
(c) Jesse Korman

Das zehnte Studioalbum zum 30. Geburtstag – alleine schon die nackten Zahlen des Nachfolgers von „Feel The Void“ lassen die Augenbrauen hochgehen. Hot Water Music ließen sich nicht lumpen und luden sich für ihre neue Platte allerlei Prominenz ins Studio ein. Begleitet wurde das von einem nunmehr altbekannten Thema: Wachstum. Selbst in ihrer vierten Dekade wollen sich die US-Punk-Veteranen kontinuierlich weiterentwickeln und bei allem Blick zurück mutig nach vorne gehen. Exakt so hört sich das von vorne bis hinten mächtige, vielschichtige „Vows“.

Zu den absoluten Highlights zählt das hymnische, getragene „After The Impossible“ mit Dallas Green (Alexisonfire, City And Colour), das den Rock in ‚Punk Rock‘ betont und zugleich eine famose weitere Stimme aufs Tableau holt, die prima mit Chuck Ragan und dem doppelten Chris harmoniert. Im Refrain tauchen Melancholie und rückblickende Wehmut auf, anmutig und emotional umgesetzt. Dass im direkten Anschluss „Remnants“ stärker auf die Pauke haut und dennoch zur Eingängigkeit findet, passt ins Bild. Gerade die Strophen mit der schroffen, entstellten Gitarre, die mit Rage Against The Machine-Untertönen überrascht, setzen eine kräftige Duftmarke, begleitet von Daniel Fang und Brendan Yates (Turnstile).

Hot Water Music haben ein Überangebot an Hits im Gepäck, und „Bury Us All“ spielt ganz vorne mit – großer Refrain, sympathisches Brodeln rundherum, viel Energie und etwas Dreck in den richtigen Momenten. Mit Thrice mischen weitere alte Weggefährten mit und geben sich im drückenden „Fences“ ein kleines Stelldichein – sehr groß und voluminös, aber auch etwas unbequem, so wie das von The Interrupters begleitete „Much Love“. In diesem Finale wird es nachdenklich, stellenweise sogar semi-balladesk, aber immer kraftvoll. „Wildfires“ mit Popeye Vogelsang von Calling Hours (ehem. Farside) holt hingegen Punk, Emo und Post-Hardcore in den überdimensionalen Topf und klopft drauf – siehe und höre auch der losgelöste, mächtige Opener „Menace“.

Und so beschenken sich Hot Water Music mit diesem Album selbst – vielleicht eine Spur melodischer als zuletzt, dennoch ein mehr als gekonnter Streifzug durch sämtliche Schaffensperioden der etwas älteren Recken. „Vows“ rockt deutlich mehr als zuletzt, hat trotzdem ordentlich Platz für seine Ecken und Kanten, und wirkt trotz ellenlanger Gästeliste wie aus einem Guss. Von Überladung ist auf diesem zehnten Album ebenfalls keine Spur – ein Siegeszug auf ganzer Linie, dessen volle Qualität sich erst nach dem einen oder anderen Durchlauf offenbart. Und die lohnen sich hier wie immer. Hot Water Music bleiben in dieser Form unkaputtbar.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.05.2024
Erhältlich über: End Hits Records (Cargo Records)

Website: www.hotwatermusic.com
Facebook: www.facebook.com/hotwatermusic