Graywave – Dancing In The Dust

Graywave
(c) Sarah Maiden

Ursprünglich als Solo-Schauplatz von Jess Webberley gedacht, wuchsen Graywave seit der Gründung 2019 Schritt für Schritt zur kompletten Band an. Mit den bisherigen Singles und EPs konnte sich das Quartett aus dem britischen Birmingham ein Düster-Gaze-Publikum erarbeiten, irgendwo rund um klassischen Shoegaze, Dark Rock mit metallischem Unterton sowie feistem Post Rock angesiedelt. „Dancing In The Dust“ ist bereits die dritte EP der Formation von der Insel und beschreibt laut Webberley ein Gefühl des Verlangens nach etwas Unerreichbarem.

Zu den unbestrittenen Highlights zählt das an zweiter Stelle lauernde „Blur Into One“, das sämtliche Graywave’schen Qualitäten bündelt. Verloren wirkende Gitarrenmelodien tänzeln, flirren geradezu durch die Luft und wirken ebenso leicht wie die Stimme der Protagonistin, die jedoch mit der Zeit spürbar finsterer wird. Auch die Riffs fallen deutlich drastischer aus, bemühen Heavyness, ziehen überdimensionale Wände auf. All das gipfelt in einem überlebensgroßen Refrain, der von einem Extrem zum nächsten gezerrt wird und dabei gar verzweifelt um die letzten Reste der Fassung ringt.

Obwohl die Briten dieses Ausnahmelevel nicht mehr gänzlich erreichen, ist auch die weitere EP sehr stark geworden. Da wäre beispielsweise das bestens bekannte „Cycle“, das sich verstärkt in Richtung Dark Rock wagt, sogar mit Gothic-Elementen kokettiert, während das Post-Auftreten im Hauptteil die Nackenhaare senkrecht stehen lässt. „Falling Apart“ ist die perfekte Überschrift für dieses Unterfangen, von klirrender Kälte und Sirenencharme umgeben. Man nähert sich gar unweigerlich dem unvermeidbaren Untergang, tut das aber verdammt gerne. Feinste Pop-Spuren lockern den Dark-Gaze geschickt auf.

Im Grunde knüpfen Graywave locker an bisherige Releases an, ohne sich dabei im Irrgarten der steten Wiederholung zu verlieren. Ihre musikalische DNA bleibt auch auf „Dancing In The Dust“ unverkennbar und einzigartig, erweitert gängige Shoegaze-Hörgewohnheiten einmal mehr richtig stark und ringt konstant mit dem Unvermeidbaren. Schroffe Düsternis, unendlich Distortion, aber auch feinsinnige bis poppige Momente zeichnen die nächste richtig gute EP des britischen Quartetts aus. Graywave haben sich gefunden, reizen ihre Möglichkeiten aus und schreiben im Vorbeigehen kleine, aber feine Hits aus der lichtbefreiten Westentasche.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 31.05.2024
Erhältlich über: Church Road Records

Facebook: www.facebook.com/graywaveuk