Daily Thompson – Chuparosa

Daily Thompson
(c) Jonas Wenz

Eine gewisse Affinität für Seattle gab es bei Daily Thompson immer schon. Nun konnte sich das Trio endlich einen Wunsch erfüllen und in der Heimat des Grunge aufnehmen. Für den Nachfolger von „God Of Spinoza“ ging es über den großen Teich, abermals under der Ägide von Tony Reed, der zudem den Dortmunder*innen die Stadt und die Region zeigte, kurzfristige Club-Shows arrangierte oder einen prominenten Gast für ein herzhaftes Solo engagierte. Der Geist der Stadt und dieser besonderen Zeit ist in jeder einzelnen Note des mittlerweile sechsten Studioalbums „Chuparosa“ zu hören.

Ein mächtiges Riff, etwas Call and Response, dazu süffige Schwere: „I’m Free Tonight“ eröffnet das Album wuchtig. Grunge und Stoner geben sich die Klinke in die Hand, zudem groovt das Ding wie Sau. Danny Zaremba entlockt seinen Stimmbändern gar famose Töne, bevor ein verspieltes, leicht überraschendes Gitarrensolo ertönt. Reed lud hierfür keinen Geringeren als Bob Balch (Fu Manchu, Yawning Balch) ein, der den majestätischen Schlussakt veredelt. Das muss man erst einmal sacken lassen – am besten mit dem flotten, räudigen „Ghost Bird“, das zwischen Slide-Gitarre und Garage eine verdammt gute Figur macht.

Ihre ganze Klasse offenbaren Daily Thompson in den überlangen Songs – bei gerade einmal sechs Tracks in 37 Minuten ist klar, wohin die epische Reise geht. Das abgehangene Riff von „Pizza Boy“ bleibt sofort hängen und geht nicht mehr aus dem Hinterstübchen. Bratende Heavyness, eine Mercedes Lalakakis in bestechender Form am Mikrofon, dazu die fuzzige Dauerpräsenz der Gitarre samt warmherzigem Solo – so gut kriegt das eigentlich nur noch das abschließliche „Chuparosa“ hin. Im Titeltrack ziehen Daily Thompson sämtliche Alternative- und Grunge-Register und packen große Gefühle aus. Schritt für Schritt – und mit größter Wonne – versinkt man im emotionalen Treibsand.

So stark, so energisch hat man Daily Thompson ewig nicht gehört. Der Tapetenwechsel bekam ihnen hörbar gut, denn dieser neue Longplayer hat alles, was man sich von Seattle erwartet, auf 37 Minuten kondensiert, ohne dabei auch nur annähernd beliebig oder unoriginell zu klingen. Viel mehr findet sich „Chuparosa“ und realisiert die eigenen Vorstellungen mit wachsender Begeisterung. Dicke Riffs, packendes Langformat sowie gekonntes Spiel mit Genres und Stimmungen – das sind die Zutaten für dieses charmante, mitreißende Album. Ein großer Wurf mit Ansage, so und nicht anders.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 17.05.2024
Erhältlich über: Noisolution (Edel)

Facebook: www.facebook.com/dailythompson.band