The Reds, Pinks And Purples – Unwishing Well

The Reds, Pinks And Purples
(c) Glenn Donaldson

Glenn Donaldson ist eine Songwriting-Maschine. Im Schnitt setzt es ein Album pro Jahr, begleitet von diversen Kleinformaten und einzelnen Songs über verschiedene digitale Kanäle. Sein Solo-Projekt The Reds, Pinks And Purples konnte sich längst als Institution für zarten Indie-Charme etablieren. Für den neuesten Streich ändert sich der Fokus jedoch ein wenig. Donaldson gibt sich auf „Unwishing Well“ eine Spur introvertierter und widmet sich falschen Helden, glücklichen Versagern, Hoffnung und Hingabe – selbst in düstersten Zeiten, begleitet von Götzenverehrung.

Was sich wie ganz schön starker Tobak liest, erhält dennoch den vertrauten leichten Anstrich, den man von Donaldson mittlerweile gewohnt ist. Songs wie „Your Worst Song Is Your Greatest Hit“ tragen die Fröhlichkeit der Tragödie des glücklichen, isolierten Zufalls bereits im Namen. Wie hier eine schräge Idee durch Hall und Romantisierung mit deutlich mehr Pop versehen wird, macht Laune. Mehr denn je kommen dezente Cure-Parallelen durch, wenngleich in deutlich reduziertem Gewand. Der sachte Gaze-Minimalismus und der leicht schmachtende, dennoch stets konkrete Charme setzen sich durch.

Im vergleichsweise fieberhaften Opener „What’s Going On With Ordinary People“ setzt es The Reds, Pinks And Purples in absoluter Reinkultur. Die akustische Klampfe erhält eine wichtige Rolle, nach und nach kommen zarte, schimmernde Melodien hinzu und setzen dezente, pointierte Farbtupfer. Das federnde und doch nahezu frontale „Nothing Between The Lines At All“ lässt Donaldson gelegentlich sogar (fast) laut werden – eine Form des Nachdrucks, die ihm überaus gut zu Gesichte steht, während sich die Gitarre zum Schluss hin verselbstständigt. Und dann ist da noch „Learning To Love A Band“, dieses frohsinnige Entdecken voller Wunder und Aufregung, herrlich romantisierend präsentiert.

Klar, man weiß inzwischen, was man von Glenn Donaldson bekommt, und doch kann sich hier ein dezenter frischer Wind durchsetzen. „Unwishing Well“ betont eine etwas andere Facette von The Reds, Pinks And Purples, die eigentlich immer schon vorhanden war und nun an die Oberfläche schwimmen darf. Ein hochgradig gelungenes Spiel mit dem etatmäßigen Wechselbad der Gefühle geht auf, weiterhin urtypisch präsentiert, zugleich eine Spur poppiger mit Wave- und New Romantics-Anstrich versehen. In dieser Form möge Donaldsons Release-Serie noch ewig so weitergehen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 19.04.2024
Erhältlich über: Tough Love Records (Cargo Records)

Bandcamp: theredspinksandpurples.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/the_reds_pinks_and_purples