Cold Years – A Different Life

Cold Years
(c) Nicole Mago

Cold Years wollten ein Rock-Album aufnehmen, nicht mehr und nicht weniger. Auf ihren bisherigen beiden Platten definierte die Band aus dem schottischen Aberdeen ihre Identität zwischen Punk und handfestem Alternative. Dieses Mal zeigte man sich mit den Aufnahmen so zufrieden wie nie, konnte nach eigenen Angaben sämtliche Vorhaben realisieren und zugleich Neues versuchen, das eine oder andere Experiment wagen. Auf „A Different Life“ reißen Cold Years letzte Grenzen ein und greifen nach den Sternen, ohne dabei die kantigen, punkigen Wurzeln zu vergessen.

Und die kommen vor allem zu Beginn durch, wenn „Over“ eine toxische Person aus dem Leben verbannt. Ordentlich Ecken und Kanten, eine echte Melodiebombe, dazu hohes Tempo mit etwas getragener Intensität zwischendrin – es kann manchmal so einfach sein. Das anschließende „Roll With It“ hat ebenfalls keine Lust, sich zurückzulehnen, und packt den wohl größten Refrain des Albums aus. Schnell singt man aus voller Kehle mit, während die Strophen durch Nachdenklichkeit glänzen. „Radio“ rundet das flotte Eröffnungstrio ab und verbindet Wehmut und Heimweh mit poppigem Punk. Die Hooks türmen sich auf, der Fuß wippt automatisch mit.

Die Kunst dieser Platte ist jedoch die kreative Öffnung der Schotten, siehe und höre beispielsweise „Fuck The Weather“. Ein Hauch Doo Wop ergänzt die rockige Schwere, im Chorus öffnen sich die Schleusen. Das introvertierte „Sick“ spielt mit balladesken Tönen, ohne dabei in den Schmalztopf zu purzeln, während „Other Side“ sogar ein lupenreines akustisches Intermezzo mit folkiger Note geworden ist. Der punkige Rock-Dampfhammer spielt natürlich weiterhin vorne mit, wie unter anderem im mächtigen „Choke“, das mit einer regelrechten Gitarrenwand geradezu überrollt, oder dem sehnsüchtig angehauchten „Youth“.

Sie wachsen einfach weiter und weiter, ohne Rücksicht auf Verluste, bleiben jedoch ihrem Sound treu. Mehr und mehr erinnern Cold Years – im besten Sinne, versteht sich – an die Entwicklung von Green Day, die ihren Punk Rock konstant erweiterten und damit offene Türen einrannten. Exakt das gelingt den Schotten mit „A Different Life“, wobei speziell die zweite Albumhälfte verdammt viel wagt, von Retro-Klängen über Folk und Acoustic bis hin zum Ritt auf der emotionalen Rasierklinge. Durch rohe Abrissbirnen, große Hymnen und poppige Melodien ergänzt, nähern sich Cold Years dem großen Durchbruch. Es wäre keine Überraschung, wenn ihnen in dieser Form schon sehr bald die großen Festivalbühnen gehören würden.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.04.2024
Erhältlich über: Inside Job / MNRK Records (SPV)

Facebook: www.facebook.com/coldyearsband