Cadet Carter – Self-Maintenance
Im Sommer 2022 mussten Cadet Carter den Abgang ihres Gitarristen und ihres Bassisten verkraften, wenig später war das Line-up jedoch schon wieder komplett. Neben manch einem Konzert im direkten Anschluss durfte mit Spannung erwartet werden, wie sich diese neue Besetzung auf den Nachfolger von „Anthems For The Weak“ auswirken würde. Tatsächlich bleibt das Quartett seinem Mix aus Rock, Emo und angepopptem Punk treu, wenngleich mit der einen oder anderen kleinen Frischzellenkur versehen. „Self-Maintenance“, das erste Album für SBÄM Records, verpasst dem Sound der deutsch-walisischen Band noch mehr Tiefgang.
Das fieberhafte „Lift Me Up“, an zweiter Stelle gelegen und bereits im Vorjahr als erster Vorbote erschienen, bringt den Charme des neuen Albums mit seinem pop-punkigen Chic und knackigen Refrain samt Emo-Untertönen binnen Sekunden auf den Punkt. Hier wird das Rad nicht neu erfunden, dafür setzt es grandiose Melodien am laufenden Band. Spannender gestaltet sich „Self Maintenance“ mit Kayleigh Goldsworthy, deren charmante Stimme dem drückenden Midtempo-Track einen ganz eigenen Anstrich verleiht – leicht ungewöhnlich, aber ebenso richtig spannend, erfrischend, eingängig wie Sau.
Mit Brian Swindle von Have Mercy hat sich noch ein zweiter Gast auf dieses Album verirrt. Der gemeinsame Track „Tightrope“ wirkt gleichzeitig schroff und zurückgenommen, wohl aufgrund der beiden prima harmonierenden Stimmen, die im Doppelpack stark zupacken. Die Emo-lastige Melancholie im Refrain kommt mindestens so gut wie die Aufbruchsstimmung von „Eternal Circles“, das als Opener die Marschrichtung im wahrsten Sinne des Wortes vorgibt und nicht mehr aus dem Ohr geht. Der dichte Melodieteppich „Break Through The Noise“ setzt hingegen eingängige Akzente, ohne dabei jedoch auf diese kleinen, aber feinen Eigenheiten zu vergessen.
Exakt das macht letztlich die Stärke dieses Albums und dieser Band aus. Selbst wenn man in einem Meer an Melodien und feiner Klinge badet, halten Cadet Carter doch stets Respektabstand von jeglicher Beliebigkeit. Was in anderen Händen wohl zum poppigen Sumpf der Belanglosigkeit ausarten würde, wird hier kurz, knapp, knackig und auf den Punkt serviert. „Self-Maintenance“ ist voller eingängiger Momente, nimmt noch mehr Pop und Punk mit, glänzt aber vor allem durch die cleveren Zwischentöne, die immer wieder Raum für Überraschungen lassen. Der Emo-Unterbau kommt seltener an die Oberfläche, bietet dafür die nötige Würze, ist das wilde, understatete Herz dieses Quartetts. Neue Feinheiten, etwas anders vorgetragen, aber immer noch gut: Cadet Carter behaupten sich erneut.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 12.04.2024
Erhältlich über: SBÄM Records
Website: www.cadetcarter.co.uk
Facebook: www.facebook.com/cadetcarterband