USA Nails – Feel Worse
Schadenfreude als Leitmotiv für ein Album, das sich Konsumkritik, der britischen Sparpolitik sowie zunehmendem Autoritarismus widmet: USA Nails machen es weder sich noch ihrem Publikum einfach. Das war aber so und so nie das Ding der vier Londoner, die sich im Noise Rock besonders heimisch fühlen, ebenso gerne mal den Ausbruch in Richtung Post-Hardcore wagen und sich liebend gerne mit experimentelleren Klängen auseinandersetzen. Der sarkastische Wunsch „Feel Worse“ bemüht sich um zunehmende Verrohung, gepaart mit giftiger Rhetorik, die nicht nur unter den Nägeln brennt.
Der raue, schier undurchdringliche Titelsong mit No-Wave-Einschlag braucht keine 140 Sekunden, um sämtliche Urgewalten freizusetzen. Eine komplett entfremdete, tief in den Mix eingebettete Hook schafft es, sich trotz aller Widrigkeiten einzubrennen, während der von Noise-Kaskaden zerschossene Shuffle unnachgiebig weitermarschiert. Die donnernden Drums von „On Computer Screen“ scheinen kurz in Richtung Post Punk zu ziehen, bevor die Lead-Gitarre tatsächlich die Führung übernimmt und das Geschehen an einen neuen Ort verfrachtet. Hier regiert Stimmgewalt, von Überlagerungen begleitet, lautmalerisch und trotz Chaos erstaunlich geordnet.
„I Love It When You Suceed“, befinden USA Nails am Ende dieser Platte, und starten direkt in media res mit einem kernigen, rohen Frontalangriff, der die Effektpedale überbelastet und dabei stoisch nach vorne geht – eine einzige, hochgradig faszinierende Dauerattacke. Auch in „Networking Opportunity“ regiert diese stete Gefahr, dieses Mal jedoch bis kurz vor Schluss, wenn alles den Bach runtergeht, wie hinter einem überdimensionalen Filter versteckt. Das ist im wahrsten Sinne „Cathartic Entertainment“, ein Ritt auf einem Pulverfass, der die Dissonanz einmal mehr zur Hook verklärt und damit einen Volltreffer landet.
Nach knapp 27 Minuten ist schon wieder Schluss, und das geht absolut in Ordnung. Von der ersten Sekunde an lotet „Feel Worse“ die Grenzbare des Machbaren und des Ertragbaren ab, und wirkt dabei sarkastischer, zynischer denn je. USA Nails sind mit dem Status Quo hörbar unzufrieden und machen ihrer Wut Luft. Jeder einzelne der Tracks brennt wie Feuer unter den Nägeln, selbst wenn das noisige Chaos so etwas wie Eingängigkeit andeutet. Brand- und Unruheherde wagen den Engtanz und schlagen dabei wild um sich, wenngleich mit cleveren Lyrics versehen – der nächste kleine Leckerbissen der störrischen Art aus der britischen Hauptstadt.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 22.03.2024
Erhältlich über: One Little Independent Records (Bertus)
Facebook: www.facebook.com/usanailsband