TYNA – PNK

TYNA
(c) Christoph Eisenmenger

Ein Dampfhammer, dem man sich nicht entziehen kann – was sich von langer Hand angekündigt hat, wird nun wohlige Wirklichkeit. TYNA, 2019 als One-Woman-Show voller DIY-Spirit gestartet, legen ihr erstes Album vor. In den letzten Jahren zur fünfköpfigen aus FLINTA* und Allies bestehenden Band angewachsen, konnten bisherige Singles, Sampler-Beiträge und eine erste EP mit ihrem Mix aus Punk, Rock, Synthies und NDW-Elan sowie beherzten Texten mit Hirn und Haltung offene Türen einrennen. Nunmehr bei Redfield unter Vertrag, landet ein komplettes Studiowerk mit dem ominösen Namen „PNK“ (welcher Vokal da wohl fehlen mag …), das sämtliche Erwartungen zu erfüllen vermag.

Das eröffnende Trio macht recht deutlich, wohin die Reise geht, und könnte doch kaum vielfältiger ausfallen. „Scheissverein“ ist beißend, direkt und schweißtreibend, strebt nach einer Form der Unabhängigkeit, die doch Illusion bleibt. NDW-Punk ist vielleicht die einfachste Überschrift für den Track, wie auch für weite Teile des Albums, kommt aber doch nicht so ganz ran. Im sympathischen „Für alle und für mich“ mischt die Alex Mofa Gang mit. Ein vorwitziges Augenzwinkern verleiht dem Ohrwurm das gewisse Etwas. Danach versucht das flotte, schräge „Sorgen“ die rasenden Gedanken verstummen zu lassen. Ob das mit dem Ruhetag so wirklich klappt?

Während man noch über die Ähnlichkeiten zwischen Nudeln, Freunden und Bäumen philosophiert, sind TYNA bereits mehrere Türen weiter. Am anderen Ende des Albums wartet mit dem beherzten, derben „FCK FRNTX (Paradies Europa)“ ein überraschend metallischer Track, der politisch deutlich Stellung bezieht und richtig schön schmerzt. Das butterweiche, tanzbar balladeske „Heute Euphorie“ könnte kaum anders klingen und passt doch prima auf diese Platte. Der offene Umgang mit Depressionen ist verdammt wichtig und richtig. „Hunger“ fährt hingegen dicke Gitarren auf, verkehrt Rollenbilder und fährt Machoarschlöchern übers Maul. Schöne Sache.

Können 38 Minuten tatsächlich viel zu schnell vorbeigehen? TYNA sagen auf ihrem ersten Album alles und haben gefühlt doch noch so viel, was sie mitteilen könnten. Ein erfrischender Mix in Text und Ton reißt von der ersten Sekunde an mit, schüttelt kleine Hits aus dem Ärmel, beweist Haltung und wirkt trotz aller vertrauten Referenzen – frühe MIA. und Wir sind Helden, ja sogar Ideal und ein Hauch von Extrabreit – frisch und unverbraucht. „PNK“ bahnt sich seinen eigenen Weg und macht damit alles richtig. Durch die Bank richtig gute Songs und clevere Lyrics, die aufrütteln und doch mitten aus dem Leben kommen, glänzen durch höchsten Unterhaltungswert. Dieser Einstand macht unheimlich viel Spaß.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.03.2024
Erhältlich über: Redfield Records

Website: tynamusik.de
Facebook: www.facebook.com/TYNAband