The Fourth Wall – Return Forever

The Fourth Wall
(c) Lisa Haagen

The Fourth Wall nennen ihren Sound ‚Melodic Noise Rock‘ und liegen damit gar nicht so verkehrt. Das Quintett aus Portland, Oregon verbindet die eingängigen Sensibilitäten von Arcade Fire zwischen Folk, Alternative und Pop mit übermäßig lauten, gerne mal kratzbürstigen und elektronisch angehauchten Zwischenwelten, die sich letztlich nur auf dem Papier widersprechen. Mit ihrem bereits vierten Album ist die Band bei DevilDuck gelandet. Auf „Return Forever“ thematisiert das Quintett um Stephen Agustin die Erfahrungen von Einwanderern in neun Kapiteln, wobei der Mastermind dafür unter anderem auf seine eigene Familiengeschichte zurückgreift.

Im Rahmen seiner Nachforschungen erfuhr Agustin unter anderem, dass eine Verwandte eine kleine Tochter in ihrer Heimat zurückließ, um in den USA von vorne zu beginnen. Nach dem ersten Schock lieferte dies den Stein des Anstoßes für das neue Album. In „Never A Part“ malt er sich ein emotionales und zugleich frustrierendes Gespräch zwischen Großmutter und Enkelsohn aus, voller versuchter Diskussionen über das Unvorstellbare. Das wiederholte Aufflammen des roten lyrischen Fadens, von feinsinniger Melodik, mehrstimmigen Vocals und sperrigem Störfeuer durchzogen, macht deutlich, dass die Verständigung zwischen den Generationen, zwischen den Ausgewanderten und den hier Aufgewachsenen, nie ganz einfach sein kann.

Weitere Songs suchen verschiedene Blickwinkel, erzählen neue Geschichten, widmen sich anderen Schicksalen. „Grain By Grain“ legt Wahrheiten häppchenweise offen, ganz dem Titel entsprechend, und versucht anzukommen. Zwischen dem hymnischen Fast-Refrain, den Untiefen des Fundaments und dem verstörend eingeleiteten Schlussakt kollidieren Widersprüche mit wachsender Begeisterung. Wieder eine Tür weiter legt „Turn To You“ einen der seltsamsten Hauptteile des ganzen Albums frei – eingängig, klagend und noisig wie Hölle zu gleichen Teilen. Diese urplötzliche Explosivität ist eine der großen Qualitäten dieses Albums, die im ellenlangen „Conatus“ mit Post-Rock-Strukturen kollidiert. Himmlische Epik und ein aufbrausender Höhepunkt passen ins Bild.

Das hier ist alles andere als leichte Kost, wohl aber ein Grower, wie er im Buche steht. Viel Geduld und volle Aufmerksamkeit sind die wichtigsten Zutaten für „Return Forever“. Beides sollte man in rauen Mengen mitbringen und erhält dafür ein hochspannendes Album, das seine volle Strahlkraft erst im Laufe der Zeit freisetzt. Man muss sich nicht zwingend mit dem Konzept hinter diesem vierten Studiowerk auseinandersetzen, um von magischen Wellen erfasst zu werden, doch macht das packende Storytelling diesen Longplayer noch besser. Zugänglich und abstoßend zugleich, so entfalten The Fourth Wall ihre faszinierende musikalische Aura. Es lohnt sich, diesen Longplayer Schicht für Schicht zu erkunden und zu verzehren.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 15.03.2024
Erhältlich über: DevilDuck Records (Indigo)

Website: www.thefourthwallband.com
Facebook: www.facebook.com/thefourthwallpdx