Judas Priest – Invincible Shield
Genau 50 Jahre ist es her, dass eine damals junge unerfahrene Birminghamer Truppe ein bluesiges Hard Rock-Album namens „Rocka Rolla“ veröffentlichte. Dass sich jene Band mit dem illustren Namen Judas Priest mal zu einer der größten Heavy Metal-Bands des Planeten entwickeln würde, konnte damals kaum jemand ahnen. Doch nach Göttergaben wie „British Steel“, „Screaming For Vengeance“ und „Painkiller“, einer schwierigen Experimentalphase in den 90ern und grandiosen Spätwerken wie „Angel Of Retribution“ und „Firepower“ erwarten nicht wenige, dass die Truppe um Goldkehlchen Rob Halford und Glenn Tipton ihrer bisher 18 Alben starken Diskographie ein weiteres Meisterwerk hinzufügt. Und ein genau solches ist „Invincible Shield“ auch geworden.
Die Keyboardklänge zu Beginn des vorab veröffentlichten „Panic Attack“ führen den Hörer zunächst in die Irre, ehe sich der Song zu einer klassischen Uptempo-Hymne im Stile von „Painkiller“ entwickelt. Beim folgenden „The Serpent And The King“ und dem hochmelodischen Titeltrack „Invincible Shield“ drücken Judas Priest ebenfalls ordentlich aufs Gaspedal. Der furiose Start-Hattrick kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Album mächtig im Midtempo verwurzelt ist. Deutlich wird dies erstmals beim leider nur mäßigen „Devil In Disguise“ und der ungleich stärkeren Rockhymne „Gates Of Hell“, die sich schnell als Ohrwurm allererster Güte entpuppt. Gleiches gilt auch für die melancholische Mitsing-Granate „Crown Of Horns“.
Wer nun befürchtet, dass Judas Priest ihr Pulver damit verschossen haben, irrt sich, denn auch in der zweiten Hälfte des Albums lassen sich noch einige Highlights finden. Während bei „As God Is My Witness“ noch einmal Vollgas angesagt ist, entpuppt sich „Trial By Fire“ als unglaublich kraftvoller Stampfer. Eine Ballade gibt es auf „Invincible Shield“ nicht, das düster-getragene, sehr intensive „Escape From Reality“ käme dem wohl noch am nächsten. Ein echtes Sahnestück hat die Band dann noch ans Ende des Albums gepackt: „Giants In The Sky“ ist vom Grunde her eine weitere Midtempo-Hymne, die im Verlauf aber mit Tempiwechseln und einem wunderbaren Akustikgitarrensolo punkten kann.
Dass einige Songs auf „Invincible Shield“ noch aus den „Firepower“-Sessions stammen, hört man dem Album, das genau wie der Vorgänger von Andy Sneap produziert wurde, durchaus an. Von einem müden Abklatsch kann jedoch keinesfalls die Rede sein, stattdessen handelt es sich um ein weiteres bockstarkes Glanzstück, das sich in der an Highlights nicht gerade armen Band-Diskographie mühelos im oberen Drittel einreihen kann. Wer sich für die Deluxe-Version entscheidet, kann sich über drei weitere neue Lieder freuen, doch auch die elf Songs umfassende Standard-Ausgabe ist eine absolut lohnenswerte Anschaffung. Bei den insgesamt acht deutschen Konzerten Ende März und Anfang Juli diesen Jahres wird das Publikum die neuen Titel daher mit Sicherheit ähnlich abfeiern wie die Band-Klassiker.
Wertung: 4,5/5
Erhältlich ab: 08.03.2024
Erhältlich über: Columbia Records (Sony Music)
Website: www.judaspriest.com
Facebook: www.facebook.com/OfficialJudasPriest