Holy Esque – Lay My Head Down Slow
Schluss, aus, vorbei: Die sträflich unterschätzten Holy Esque machen nach mehreren Jahren relativer Funkstille Nägel mit Köpfen und lösen sich auf. Das schottische Quartett um Charakterstimme Pat Hynes veröffentlichte zwei Alben und mehrere Kleinformate, doch blieb der große Wurf für den Mix aus Post Punk, Art- und Alternative Rock trotz Radio-Airplay und einigen Gigs aus. Begleitet wurde die Nachricht des Abschieds von der Ankündigung eines neuen Albums. „Lay My Head Down Slow“ macht noch einmal schmerzlich bewusst, dass die Herren mit absoluter Sicherheit fehlen werden.
Geboten wird ziemlich genau das, was bereits die beiden Vorgänger spannend machte – synthetisch angehauchte, emotional aufgeladene Songs mit ordentlich Pathos und unterkühlt-fieberhaftem Drive – doch mit dem einen oder anderen frischen Detail. Exakt das bringt „Strap In“ mit, der gefühlt zurückgenommene und doch energische Opener, in dem es hörbar brodelt, der voller nervöser Energie ist und doch das imaginäre Fass nie so richtig zum Überlaufen bringen möchte. Im Vorboten „Ask Me Twice“ schneidet das Leitmotiv durch sämtliche Sinne, durch Fleisch und Sehnen, während sich Hynes erst vorsichtig, dann bestimmt an diesen zerklüfteten Song heranarbeitet.
Die eine oder andere Überraschung gibt es auch in diesem letzten Band-Abschnitt, darunter „Cruel Black Bull“. Mit dem synthetischen Post-Punk-Bounce und erstaunlicher Vokal-Akrobatik, die eine unüberschaubare Menge an Silben in schmale Zeilen presst, fühlt man sich eher an abgedrehte Pop-Visionen erinnert, während „Thieves Aren’t Taught“ semi-balladeske Reduktion gekonnt vorlebt. „Suffocation Slow“ zelebriert den gemächlichen Aufbau seiner eigenen Deepness und lebt von der gewaltigen Explosion, während der Titelsong „Lay My Head Down Slow“ dieses Album kaum besser beschließen könnte. Hier kommt noch einmal alles, wofür Holy Esque stehen, in allen grau-blutenden Facetten durch, anmutig und doch voller Unruhe. In bester Post-Rock-Manier geht der Schlussakt durch die Decke.
Und dann bleibt nur noch Stille, gespenstische Stille. Holy Esque verabschieden sich erhobenen Hauptes mit einem Album, das es locker mit dem bisherigen Schaffen aufnehmen kann. Kleinere Experimente, dicke Hymne, ordentlich Pathos, unterkühlte Post-Punk-Weisheiten und gerne mal klagende Alternative-Sinnsuche geben sich auf „Lay My Head Down Slow“ die Klinke in die Hand, gekrönt von einer Stimme, an der sich nach wie vor die Geister scheiden. Im Grunde ist dieses dritte Album die nahezu perfekte Mischung aus kreativem Ausdruck und Dienst am Fan und bringt so ziemlich alles, was Holy Esque stark macht(e), auf den Punkt. Schade um diese spannende Band.
Wertung: 4,5/5
Erhältlich ab: 08.03.2024
Erhältlich über: Beyond The Frequency Records
Facebook: www.facebook.com/HolyEsque