Coma – Fuzzy Fantasy

Coma
(c) Coma

Ausnahmsweise dauerte es bei Coma etwas länger mit einem Nachfolger für „Voyage Voyage“. Es war nicht nur globalen Umständen geschuldet, dass sich das Songwriting von Mai 2020 bis Mai 2023 zog, denn Georg Conrad und Marius Bubat wurden beide Väter. Zwischen neuem Familienleben und teils erzwungener Distanz zog sich die Angelegenheit entsprechend, erste Singles waren bereits 2021 erschienen. Zugleich entschieden sich die beiden Kölner, mehr und mehr klassische Songformate sowie eine größere Portion Pop zuzulassen. Davon profitiert das vielschichtige, warmherzige „Fuzzy Fantasy“ ungemein.

Mit „Beyond You And Me“ fing ursprünglich alles an. Dillon kehrt zurück und leiht dem Geschehen ihre sympathische Stimme. Rundherum setzt es direkten, verspielten und doch wuchtigen Synthie-Pop, der näher denn je an Hot Chip dran ist. Indie-Electronica wird zur Kunstform, wenn sich das smarte „Start/Stop/Rewind“ nach vorne arbeitet und mit butterweichen Melodien und zurückgelehnter Smoothness auftrumpft. Der pulsierende Opener „Hideout“ klingt hingegen stärker nach Club-Geschehen, lässt den Beat vermehrt in den Vordergrund, während feine Synthetik sowie gefühlvoller Gesang dahinter in einen nicht näher benannten Bann ziehen.

Die Hit-Dichte dieses neuen Albums weiß zu beeindrucken, wobei es Coma gar nicht darauf auslegen, sich im kollektiven Kleinhirn einzubrennen. „Hard To Find“ scheint sich aus einem Hauch von Nichts zu entwickeln, wird immer größer und größer, tiefenentspannt und doch fordernd. Wie hier abermals Widersprüche gekonnt melodisch aufgelöst werden, verspricht höchsten Unterhaltungswert. „Surrender“ heißt es am Ende des Albums, von nervöser Rhythmik und schneidenden Synthis beflügelt. Minimalste Drum’n’Bass-Andeutungen und technoide Momente treffen auf die Leichtigkeit der (Selbst-)Aufgabe, fertig ist der Ohrwurm.

Coma schließen die Entwicklung in Richtung Pop und Zugänglichkeit ab, ohne dabei auch nur für den Hauch eines Moments beliebig zu klingen. Die beiden Kölner behalten sich ihre sympathische, höchst willkommene Eigenwilligkeit bei, gestalten das Geschehen bloß einen Tacken eingängiger, fast schon konventioneller. Dennoch zeigt sich „Fuzzy Fantasy“ anspruchsvoll, macht einen betont großen Bogen um 08/15 und schüttelt stattdessen lässige Hits aus dem Ärmel, die Radiofreundlichkeit, Indie-Chic und die nötige Portion Club-Witz zusammenführen. Einmal mehr sorgen Coma für Unterhaltung pur, angenehm anders und doch voller Herz und Witz.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 15.03.2024
Erhältlich über: City Slang (Rough Trade)

Facebook: www.facebook.com/comacologne