Boeckner – Boeckner!

Boeckner
(c) Alison Green

Seit über zwei Jahrzehnten zählt Daniel Boeckner zu den prägenden Figuren der kanadischen Indie-Landschaft. Als Teil so unterschiedlicher Formationen wie Handsome Furs, Operators, Divine Fits, Future Kits, Atlas Strategic und – seine wohl bekannteste Band – Wolf Parade bestimmt er seit Beginn der Nuller-Jahre den Alternative-Sound des nördlichsten Nordens Amerikas mit. Was im Portfolio des 46-jährigen bislang noch fehlte, war ein Soloalbum. Hier nennt er sich einfach nur Boeckner, die dazugehörige Platte trägt den Titel „Boeckner!“. Um wenn es da wohl gehen könnte …

Einer der besten Tracks eröffnet mit Karacho: Das geschickt als Vorbote gewählte „Lose“ bringt so ziemlich alles, was Boeckner bislang in seinen Bands machte, mit seinem Solo-Charme zusammen. Reicht feistes, nahezu angepunktes Tempo trifft auf brodelnde Synthis und fieberhaften Gesang. Das erinnert schon mal im besten Sinne an Arcade Fire und bemüht überdimensionale Melodieteppiche, die immer wieder anschwellen und auf zugleich auf einen pulsierenden Basslauf treffen. Zwischen verwaschenem Idyll und konstantem Zusteuern auf einen Höhepunkt, der sehr spät kommt, ist alles eitel. Der laute, kunterbunte Abang schafft einen spannenden Kontrast, das Saxofon beißt sich fest.

Stark ist auch das schwerfällige, düster angehauchte „Don’t Worry Baby“. Hier wird deutlich, dass sich Boeckner für den u. a. mit Sunn O))) arbeitenden Randall Dunn produzieren ließ, wenn der Track zunehmend im noisigen Echokammer-Dickicht verschwindet. Zudem konnte er mit Brad Laner von Medicine einen seiner persönlichen Gitarrenhelden gewinnen, der gerade in diesem Song, aber auch auf dem kompletten Album verdammt stark unterwegs ist. Das zarte Brodeln und der krautige, maschinelle Aufbau von „Euphoria“, das schließlich auf ein tatsächlich euphorisches Crescendo zusteuert, brennen sich ein. Ebenso „Wrong“, das geradezu nach einer cheesy Tanzeinlage verlangt.

Überhaupt macht dieses mit gut 31 Minuten letztlich viel zu kurze Album unheimlich viel Spaß. Boeckner versucht gefühlt von allen Bands und Projekten Ideen und Klänge einzubringen, hat ein Herz für den Synthesizer, will aber auch bratende Gitarren, feinsinnigen Pop und punkigen Rotz nicht missen. All das kommt auf „Boeckner!“ zusammen und harmoniert erstaunlich gut miteinander. Die schräge, kauzige und doch eingängige Mixtur macht Laune, begleitet von einem starken Sänger, der sich einmal mehr so richtig austoben kann. Daniel Boeckner kann auch im Quasi-Alleingang auf ganzer Linie überzeugen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 15.03.2024
Erhältlich über: Sub Pop Records (Cargo Records)

Bandcamp: boeckner.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/Boec_kner