Timelost – Drained

Timelost
(c) Rachel Del Sordo

Mit den ersten sieben Songs, die Timelost für den Nachfolger von „Gushing Interest“ geschrieben hatten, waren sie nicht glücklich. Zu sehr ähnelten sie dem Vorgänger, also wurde kurzerhand fast alles verworfen und von vorne begonnen. Exakt das macht sich bezahlt, und so wagt sich das US-Trio mehr denn je in klassische Alternative-Rock-Gefilde zwischen Weezer und Dinosaur Jr. vor, mit weniger Grunge und Shoegaze als zuvor. „Drained“ befasst sich mit den Nackenschlägen des Lebens, die mehr und mehr ermüden und dazu verleiten, alles hinzuschweißen, abzufackeln und einfach abzuhauen.

Check: „Eternal Vibe“. 200 Sekunden reichen, um in Alternative-Genusswelten anzukommen. Der forsche und doch zurückgelehnte Gesamteindruck lässt letzte Schuh-Elemente erkennen, marschiert aber gekonnt weiter mit roher Dynamik und dicken Harmonien. Kauzig und doch eingängig brennt sich der Refrain ein. Der herrlich schwerfällige Rausschmeißer „Permablue“ knüpft vergleichsweise stark an die letzten Platten an und lässt jene warmen, fast schon plüschigen Texturen erkennen, die man kennen und lieben lernte. Donnernde Drums und erstaunlich viel Tempo arbeiten erfolgreich dagegen.

Etwas aus dem Rahmen fällt auch „Cranium Dent“, alleine schon aufgrund der Spielzeit von knapp sechs Minuten. Es dauert ein wenig, bis Timelost in eine Art Flow finden, doch bekommt ihnen dieser wirklich gut. Die endlosen Schleifen der zweiten Songhälfte ziehen sich etwas, so ehrlich muss man sein, während der eigentliche Track davor nicht mehr aus dem Ohr geht. Im eröffnenden „Lockjaw“ arbeitet sich das Trio aus der vornehmen Zurückhaltung in Richtung Aufbruchstimmung, erst noch schwerfällig, aber schließlich doch bestimmt. Letzteres gilt auch für „Diet Strangers“ mit seinen Uptempo-Drums, die wie ein Motor inmitten verwaschener Behäbigkeit wirken.

Locker und lässig bleiben Timelost auf Kurs, verfeinern ihren Sound weiter und machen damit verdammt viel richtig. Ihre neuen Songs kommen insgesamt einen Tacken positiver und direkter rüber, verwerfen nahezu sämtliche Grunge-Riffs und rücken die behäbigen Texturen der Vorgänger mehr und mehr in den Hintergrund. Sie dienen letztlich nur als Farbtupfer und passen damit gewissermaßen zu „Drained“, das sich – ganz dem Albumtitel entgegen – voller Energie zeigt. Das Augenzwinkern der alternativen 90er Jahre bekommt dem US-Trio verdammt gut und bringt die nächste sympathische, mitreißende Platte hervor.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 23.02.2024
Erhältlich über: Church Road Records

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