The Holy – Ländmark
Nicht nur in ihrer finnischen Heimat gelten The Holy seit geraumer Zeit als Geheimtipp. Bereits mit ihrem 2018 erschienenen Einstand „Daughter“ rannten sie samt ihrem Mix aus Post Punk, Krautrock, Indie und Alternative offene Türen ein, von allerlei Festival-Auftritten in ganz Europa mal abgesehen. Mittlerweile, unter anderem zwischenzeitlich durch Lockdowns ausgebremst, sind sie bereits bei ihrem dritten Album, das sämtliche Versprechen der bisherigen Releases mit wachsender Begeisterung einlöst. „Ländmark“ entpuppt sich als wilde, brodelnde Tour de Force voller unnahbarer, widersprüchlicher Gefühle.
Unterkühlt und doch voller Leben – mit dieser Eigentümlichkeit landet das eröffnende „Familia“ den ersten Volltreffer. Drei Minuten lang passiert herzlich wenig, wenn effektbeladende Elektronik und stimmliche Fragmente den synthetischen Aufstand proben. Schließlich taucht ein lauter, wütender Beat auf und katapultiert das Geschehen in ein synthetisches neues Jahrtausend. Danach bewegt sich „The Incredible Ibex“ auf vertraute Gefilde zu. Unterschwellige Düsternis und beklemmende Loops holen das Post-Präfix hinzu, bleiben dabei jedoch angenehm poppig und treibend. Als steter Unruheherd ergeht sich der Track in wirren, wilden Loops, von einem spannenden Piano-Break mittendrin zersägt.
Während man sich noch über derlei Ideen wundert, sind The Holy längst mehrere Türen weiter. Das furiose, frontale „Pihlaja“ weckt nicht zum letzten Mal Erinnerungen an die Landsleute Teksti-TV 666 und geht mit seinem hektischen Rhythmus, den sich überlagernden Spuren und dem plötzlichen, butterweichen Gesang an die Substanz. Dieses Chaos verwirrt, macht aber mindestens so viel Laune wie der epische Rausschmeißer „Savages“. Achtminütige Krautschleifen legen es auf Verwirrung an, profitieren allerdings von feinen Melodien und ganz viel plüschiger Magie. Das kurze, knackige „Any Given Day“ geht hingegen mit wachsender, fatalistischer Begeisterung nach vorne und weckt wehmütige Erinnerungen an die längst verschwundenen Dúné.
Auf ihrem dritten Album wagen sich The Holy sogar noch weiter hinaus und fahren damit einen vollen Erfolg ein. Natürlich muss man sich „Ländmark“ erst einmal erarbeiten, dafür sorgen alleine schon die komplexen Arrangements und gelegentlich epischen Längen. Und genau das lohnt sich, denn hinter der Einstiegshürde warten abermals verdammt gute, teils komplexe Songs. Das finnische Quintett lehnt sich ordentlich aus dem Fenster, schlägt lieber den einen oder anderen zusätzlichen Haken und landet so einen Volltreffer. Mit ihrem dritten Album setzen sich The Holy endgültig oben fest – das macht richtig Laune.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 16.02.2024
Erhältlich über: PME Records
Facebook: www.facebook.com/theholyhki