J Mascis – What Do We Do Now
Ja, es hat wieder etwas länger gedauert. Ja, das Warten hat sich gelohnt. Mehr als fünf Jahre zwischen zwei Alben wirken auf den ersten Blick mehr als ordentlich. Bedenkt man allerdings, wie beschäftigt J Mascis eigentlich ist, sogar abseits von Dinosaur Jr., passt das absolut. Mit den Arbeiten an seinem neuesten Solo-Streich begann er, als die Pandemie in ihren finalen Zügen lag, widmete sich vermehrt elektrischen Leads und spielte noch mehr Schlagzeug als zuvor. Wie von selbst entwickelte sich „What Do We Do Now“ zur Bandplatte, ohne eine Band im Hintergrund zu wissen – klingt seltsam, weiß aber von vorne bis hinten zu unterhalten.
Dass hier ein etwas anderer Wind als noch auf „Elastic Days“ weht, wird von Anfang an klar, wenn „Can’t Believe We’re Here“ zwar hörbar akustische Energie in sich trägt, jedoch von einem vollends elektrisierenden Arrangement umgeben wird – smooth, eingängig, von einem krachigen Gitarrensolo abgerundet. Das Piano im Hintergrund kommt übrigens, wie auf dem gesamten Album, von Ken Mauri von den B-52s. Als zweiter Gast mischt der kanadische Multi-Instrumentliast Matthew „Doc“ Dunn mit, den Mascis selbst erst 2022 unterstützte. Seine Steel-Guitar im grandiosen „I Can’t Find You“ krönt diese gleichermaßen schwerfällige wie melodische Nummer mit dezentem MOR-Charme.
„It’s True“ fasst den alten, neuen Weg zusammen, wenn vertraute Solo-Ideen auf etwas mehr Strom treffen. Das etwas prominentere Schlagzeug dient als Motor eines Tracks, der auch rein akustisch prima funktioniert hätte. Und doch ist es ein weiteres ikonisches, schroffes Gitarrensolo von J Mascis, das hier für das gewisse Etwas sorgt. Der wunderbar schwerfällige, zugleich auf bizarre Weise leicht beschwingte Abgang „End Is Gettin Shaky“ unterstreicht die dezente Widersprüchlichkeit dieses Albums mit zarten Momenten und einem bluesigen Finish. Stark ist auch der Titelsong, der einen Hauch Aufbruchstimmung versprüht und die narrativen Qualitäten des Meisters in den Vordergrund rückt.
Kann eine Dreiviertelstunde zu schnell vorübergehen? Dieses ‚Kunststück‘ gelingt J Masics mit seinem neuesten Solostreich, der sich etwas von seinen Vorgängern entfernt und doch so wunderbar zu diesen passt. Man hört nach wie vor, dass überwiegend akustische Ideen hinter den Songs stecken, und so überrascht es kaum, dass Mascis diese ohne Band performen möchte. Durch die schrittweise Hinzunahme von Schlagzeug und solierender Gitarre entstand hingegen ein packender Mix, der an die Hauptband erinnert und doch perfekt zu den reduzierteren Vorgängern passt. „What Do We Do Now“ schlägt ein neues Kapitel auf und geht zugleich den vertrauten Weg weiter – abermals eine schöne Sache von der ersten bis zur letzten Minute.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 02.02.2024
Erhältlich über: Sub Pop Records (Cargo Records)
Website: www.jmascis.com
Facebook: www.facebook.com/JMascisOfficial