i Häxa – Part 1
Ein avantgardistisch veranlagtes Album, auf vier Sätze aufgeteilt, die in ebenso vielen Teilen über einen Zeitraum von nahezu neun Monaten erscheinen: i Häxa haben herzlich wenig Bock auf Bekömmlichkeit und stellen ihre Hörer auf die Probe. Das Projekt um Sänger/Songwriterin und Visual Artists Rebecca Need-Menear (Anavae) und Produzent Peter Miles präsentiert seine Musik jeweils zu den vier saisonalen Sonnwenden, begleitet von nicht minder anspruchsvollen, herausfordernden Cinematics. Mit „Part 1“ landet nun der Auftakt, ein Boxset des gesamten Albums soll schließlich am 1. November landen.
Der Auftakt gehört „Underworld“, das eine ganze Weile braucht, um sich aus dem Dickicht zu erheben. Need-Menears sanfte Stimme trifft auf minimale Synthetik und spielt mit esoterischen Vibes. Man erwartet sie geradezu, die schroffe Explosion, und wird nicht enttäuscht. Lautmalerische, noisige Klänge mit Industrial-Untertönen erinnern im besten Sinne an Chelsea Wolfe, der etwas hellere Gesang zitiert hingegen Zola Jesus. Dieser avantgardistische Ansatz ist nun gekommen, um zu bleiben, und zieht die Schlinge mit fortlaufender Spielzeit enger. Wenn die Stimmung schließlich am Siedepunkt angekommen ist, brechen sanfte Töne ab, das Geschehen klingt aus.
Während man sich noch fragt, was da gerade geschehen ist, lässt „Inferno“ zögerliche und doch forsche Töne hochköcheln. Ein mystisches, beateskes Konzept nimmt zwar die leicht unbequeme Grundstimmung des Openers auf, versandet mit Spoken Word und reduzierten Noise-Schleifen jedoch im verstörenden Nirgendwo. Nach dem kleinen, balladesken Übergang „Last At The Table“ mit zögerlicher Klavier-Begleitung wirkt das überlange „Sapling“ fast schon versöhnlich. Sakrale Piano-Samples, ein verschachtelter Beat und weiche, warme Vocals erzeugen eine Atmosphäre der Hoffnung, der Lebendigkeit, des Mutes ohne Verzweiflung.
Viele Fragen, wenig Antworten, dafür massig Spannung: Noch lässt sich schwer einschätzen, was hier bei i Häxa wirklich passiert, doch kann man sich der einzigartigen Aura dieses Projektes nur schwer entziehen. Etwas Unbequemes, Unwirkliches liegt über diesen ersten 16 Minuten, mal schroff und abweisend, dann wieder voller Hoffnung und Wärme. „Part 1“ deutet eine Vielzahl musikalischer Ideen und Einflüsse an, die von unterkühltem Pop mit kunstvollen Wave-Anteilen bis hin zu schroffer, rockig-metallischer Noise-Kante mit wütenden Industrial-Vibes reichen. In Verbindung mit ähnlich verwirrenden Visuals entsteht ein hochklassiger Auftakt, der mit Sicherheit Lust auf baldige Fortsetzung – Mitte Mai ist es so weit – macht.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 16.02.2024
Erhältlich über: Pelagic Records
Facebook: www.facebook.com/iHaxa