Another Sky – Beach Day

Another Sky
(c) Darina

Es gibt Alben, auf die man ein ganzes Leben lang gewartet hat, ohne es zu wissen. Gefühlt nehmen Another Sky andauernd solche Musik auf. Das erste Full-Length-Werk versuchte den ungewöhnlichen Sound zwischen Alternative, Indie, Prog, Post und Shoegaze abzustecken, begleitet von einer der interessantesten Stimmen der Gegenwart. Weitere EPs davor und danach trieben die Entwicklung voran. „Beach Day“, der Nachfolger, entstand unter widrigsten Umständen, nachdem die Band ihr altes Studio verlor und mit einem schwerwiegenden Zwischenfall auf persönlicher Ebene zu kämpfen hatte.

Prekäre Wohnsituationen zwischen Sozialhilfe und Couchsurfing sowie ein neuer Aufnahmeort in der Krypta einer Kirche wurden zu melancholischen Begleitern dieser 13 Songs. Im Mittelpunkt steht aber natürlich wieder Catrin Vincent, deren ungewöhnliche Stimmfarbe zwischen höchsten Höhen und Alternative-Raubein in Tracks wie „A Feeling“ prima durchkommt. Zwischen Fragilität und fordernder Power ergibt sich in zweieinhalb Minuten ein unorthodoxer Spagat, den das nicht minder kurzweilige Arrangement zwischen spannungsgeladenen Strophen und explosivem Refrain mitgeht. Hier brodelt es von der ersten bis zur letzten Sekunde, ergänzt durch das kurze, knackige „Uh Oh!“ im direkten Anschluss. Fast schon punkige Grundstimmung und gereckte Fäuste grüßen die 90er Jahre.

In dieser Epoche fühlen sich Another Sky dieses Mal sehr wohl, wie auch „City Drones“ zeigt. Das omnipräsente Gefühlschaos mit Post-Shoegaze trägt durch drei launische Minuten, sucht nach der großen Offenbarung und findet letztlich doch mitreißende Schwere. Die bietet auch das eröffenende „Beach Day“, begleitet von ätherischer Grundstimmung und zarter Intensität. Im vergleichsweise geordneten, understateten „Death Of The Author“ dringen allerlei vertraute Art-Rock-Ansätze an die Oberfläche, bevor eine entfesselte Band sämtliche Verstärker auf Elf dreht und alte Alternative-Giganten, ja sogar Radiohead im Wandel der Zeit grüßt. Der ellenlange, elektronisch angehauchte Abgang „Swirling Smoke“ passt da natürlich perfekt ins Bild.

Was auf den bisherigen Releases bereits reges Interesse weckte, nähert sich nun der Perfektion. Eine Dreiviertelstunde lang toben sich Another Sky kreativ aus und landen damit einen Volltreffer nach dem nächsten. Fast jeder Track auf „Beach Day“ repräsentiert eine andere Facette des britischen Quartetts, das seinen kunstvollen, emotional aufgeladenen, mitreißenden Rock zugänglicher und doch anspruchsvoller gestalten kann. Natürlich bleibt Vincents fantastische Stimme im Rampenlicht, dennoch zeigt sich auch das Songwriting hörbar gewachsen. Hier gibt es keinerlei Verschnitt, dafür erstaunlich beherzte Klänge wie auch neue Experimente, die sich sofort einbrennen. 13 Tracks mitten aus der geschundenen Seele vermitteln Hoffnung auf bessere Tage – jetzt sind Another Sky endgültig angekommen.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 01.03.2024
Erhältlich über: Virgin Music (Universal Music)

Website: www.underneathanothersky.com
Facebook: www.facebook.com/UnderneathAnotherSky