Twin Mill – Different Skies

Twin Mill
(c) Sven Int-Veen

Können Superbösewichte Gutes tun? Wenn man das Händchen von Supervillain für spannende Newcomer näher betrachtet: offenkundig. Twin Mill reiht sich nahtlos in diese Riege ein. Das erst 2022 gegründete Quartett aus Heilbronn hat sich verschiedensten 90s-Rock-Genres verschrieben, mit einem deutlichen Fokus auf Grunge und Alternative. Ihre erste Single erschien erst vergangenen Sommer, nun landet gleich eine komplette EP: „Different Skies“ fasst die ersten vier Songs zusammen und gibt ein mächtiges Versprechen für die Zukunft ab.

„Blanket“ eröffnet den Reigen mit einem kurzen Drumroll und dicken Gitarrenwänden. Es geht mit wachsender Begeisterung nach vorne, von ausgesuchter Heavyness getragen, wenngleich sich die Vocals gerne mal etwas in Richtung Emo öffnen. Die Sehnsucht im Refrain passt wunderbar ins Bild, trägt aber auch genug Früh-90er-Chic in sich. Mit dem folgenden „Drown“ begann es vor einem halben Jahr für Twin Mill. Kaskadenartig entladen sich diese gut vier Minuten, drückend und majestätisch, hörbar Grunge-beeinflusst und geradezu unerträglich massiv. Selbst inmitten aller Heavyness bleibt Zeit für süßlich angehauchte Eingängigkeit.

Der vermeintliche Widerspruch wird immer wunderbar aufgelöst, und exakt tut auch das folgende „Spell“. Der kürzeste und direkteste Track dieser EP hat keine Zeit zu verlieren und geht nach vorne. Kleinere Erinnerungen an Puddle Of Mudd werden wach, bloß ohne schmalzige Copycat-Ausfälle. Die abermals hymnische Melancholie zwischendurch weiß zu unterhalten. Auch „Phantom“ schreckt keinesfalls vor dicken Melodien zurück und packt ein Riff aus, das im besten Sinne an frühe Foo Fighters erinnert. Die Zeichen stehen auf Alternative-Hit, wenn das Geschehen gefühlt lauter und lauter wird, zum Ende hin sogar dezent nachdenkliche Töne anschlägt.

Das Rock-Rad erfinden sie zwar nicht neu, das zeigt sich relativ schnell, doch finden Twin Mill einen spannenden eigenen Ansatz inmitten des 90s-Revivalism. Gerade die gelegentlichen Emo-Einschläge bekommen Grunge und Alternative erstaunlich gut. Massive Riffs, dicke Gitarrenwände und bleierne Schwere flirten mit Melancholie und Melodik. „Different Skies“ macht süchtig und entführt eine Viertelstunde lang in eine immer weiter entfernt scheinende Vergangenheit, die selten näher war als jetzt. Twin Mill zeigen sich in beachtlicher Frühform und legen die Latte erstaunlich hoch.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 19.01.2024
Erhältlich über: Supervillain

Website: twinmillband.com
Facebook: www.facebook.com/twinmillband