Office Dog – Spiel
Nach mehreren Jahren als Solokünstler beschloss Kane Strang, von seiner Heimatstadt Dunedin nach Auckland zu ziehen und suchte nach einem musikalisch gemeinschaftlicheren Ansatz. Mit Drummer Mitchell Innes und Bassist Rassani Tolovaa, die beide in der Vergangenheit bereits in Strangs Solo-Band spielten, gründete er Ende 2021 Office Dog. Ihr Sound – eine Mischung aus Alternative, Indie und Shoegaze – rannte nicht nur in der neuseeländischen Heimat offene Türen. Das dort sowie in Australien bereits im September erschienene „Spiel“ schafft nun endlich den Weg in hiesige Gefilde.
Der lockere und doch forsche Drumbeat von „Big Air“ führt in einen sehnsüchtigen und doch ruppigen Song, der den besonderen Charme des Trios auf den Punkt bringt. Strang bringt diesen Zwiespalt in seine Vocals und Riffs ein, die Rhythmusabteilung sorgt für ein ähnlich unterhaltsames Fundament. Selbst inmitten aller Melodien bleibt die Nachdenklichkeit greifbar. Eben das zählt zu den großen Kunststücken von Office Dog, die mit „Hand In Hand“ sogar in Richtung Math und Art schielen, Emo-Riffing in bleierne Schwere tauchen und mit einem klebrigen Zuckermantel umhüllen. Das sollte nicht funktionieren, wirkt fahrig, aber eben auch so verdammt gut.
Einiges an dieser Platte sollte sich ausschließen, doch stimmt die Präsentation durchgehend. Da wäre beispielsweise der gemächliche, sich im Zeitlupentempo aufbäumende Opener „Shade“, der kaum an Fahrt gewinnt, nur um urplötzlich geradezu noisig für Schutt und Asche zu sorgen. Das ähnlich kurze „Gleam“ geht es deutlich direkter an, wirkt in manchen Momenten nahezu punkig und lässt dem Uptempo-Ansatz dennoch eine stete, kaum merkbare Melancholie innewohnen. All das mündet in „Spiel“, das als überdimensionaler Titelsong und Rausschmeißer zwischenzeitlich den Slacker gibt und minutenlang braucht, um überhaupt in den Track zu finden. Das – Pardon – Spiel mit der Laut-Leise-Dynamik geht letztlich vollends auf.
Stets ein wenig seltsam und neben der Spur, letztlich aber gerade deswegen so sympathisch: Diese 40 Minuten stiften Verwirrung am laufenden Band. Hat sich die Platte erst einmal geordnet, kommt man von der unwiderstehlichen Mischung aus feinsinnigen Melodien, dicker Distortion und nahezu omnipräsenter Abgründigkeit jedoch nicht los. „Spiel“ taucht tief in die 90er ein und begegnet diesen mit willkommener Frische, mit Pop-Appeal, aber eben auch mit gesunder Melancholie, entstanden inmitten einer emotional beanspruchenden, komplizierten Zeit für die drei Musiker. Office Dog landen einen magischen Volltreffer, der zugegebenermaßen einiges an Geduld verlangt, dann jedoch nicht mehr aus dem Ohr und aus dem Herzen geht.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 26.01.2024
Erhältlich über: New West Records (Bertus)
Facebook: www.facebook.com/officedogband