Alkaline Trio – Blood, Hair, And Eyeballs
Zum ersten Mal seit Sommer 2018 haben Alkaline Trio wieder ein komplett neues Album am Start – eine Platte der Anfänge und der Enden, wenn man so will. Erstmals nimmt man für Rise Records auf, zudem ging Drummer Derek Grant nach den Aufnahmen und somit nach 22 Jahren in der Band von Bord, inzwischen von Veteran Atom Willard ersetzt. Auch ist es Matt Skibas erstes Album nach dem Ausstieg bei Blink-182, der entsprechend viel Energie und Ideen mitbrachte. „Blood, Hair, And Eyeballs“ geht auf seine Mutter zurück, die jahrelang als Krankenschwester in der Notaufnahme tätig war. Sie und ihre Kollegen wählten diese Überschrift für besonders arbeitsreiche Nächte. Nun denn.
Der Titelsong bringt den Blick zurück gekonnt mit frischem Wind zusammen. Zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit schrieb man alles gemeinsam in einem Raum, was nicht nur dem Dreiminüter hilft. Besagtes „Blood, Hair, And Eyeballs“ widmet sich dem Vergangenen und geht erhobenen Hauptes nach vorne, begleitet von hymnischem Melodic Punk mit nachdenklichem Unterton. Mehr davon serviert „Broken Down In A Time Machine“, so kompakt wie eingängig, im Hauptteil dafür melancholisch und leicht zögerlich. Dieses Spiel mit der Bremse der Vergänglichkeit treibt das Was-wäre-wenn-Spiel der angefangenen Enden gekonnt voran.
Überhaupt wird dieses Album zum Siegeszug der Urgesteine, siehe und höre das schmissige „Bad Time“. Einer der eingängigsten Track der gesamten Platte, mit leichter Pop-Punk-Schlagseite ausgestattet, geht nicht mehr aus dem Ohr. Hingegen packt „Hot For Preacher“ ein derbes, brutal entstelltes Alternative-Riff aus, das man so eher von Bush erwarten würde. Der rohe Opener langt beherzt zu und torpediert melodische Ansätze mit brutaler Wucht. Wenn in „Versions Of You“ die omnipräsente Nachdenklichkeit mit punkiger Radiotauglichkeit ringt und dabei gerne mal leicht komplexe Töne anschlägt, ist alles eitel.
Alkaline Trio lassen sich nicht unterkriegen, auch nicht nach der langen Wartezeit. „Blood, Hair, And Eyeballs“ kommt eine Spur roher als die letzten Alben ums Eck, besinnt sich hinsichtlich Produktion auf das Wesentliche und fährt damit gut. Nachdenklichkeit und Melancholie sind Dauergäste, tauchen in fast jedem Song auf und denken das stete Spiel der Anfänge und Enden gekonnt weiter. Von der poppig angehauchten Hymne über das schroffe Riffgewitter bis hin zum straighten Punk-Abräumer schüttelt das Trio einen Gassenhauer nach dem nächsten aus dem Ärmel und bleibt auch bald drei Dekaden nach den ersten Gehversuchen eine unerreichte Macht.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 26.01.2024
Erhältlich über: Rise Records / BMG Rights Management (Warner Music)
Website: alkalinetrio.com
Facebook: www.facebook.com/alkalinetrio