Tubbe – Bankrott in Utopia

Tubbe
(c) Sophia Emmerich

Von wegen aufgelöst: Tubbe gibt es nach wie vor, sie hatten sich nur ein bisschen Zeit gelassen. Gut, es war vielleicht doch etwas mehr, denn ihre letzte Platte erschien bereits 2015. Verschiedene Solo- und Nebenschauplätzen in vergangener Zeit boten Henri Jakobs und Klaus Zimmermann den nötigen Freiraum, um letztlich doch wieder zusammenfinden. Und gemeinsam setzt es weiterhin elektronisch befeuerten Pop mit Rave-Energie und pointierten, gerne einmal sozialkritischen Texten, in denen das obligatorische Augenzwinkern nie zu kurz kommt. „Bankrott in Utopia“ ist die Rückkehr in Bestform.

Der herrlich durchgeknallte Vorbote „Erwachsen“ macht Deichkind Konkurrenz und ist doch sein eigenes Biest. Punkiger Electroclash-Sound, der Kampf mit einem neuen Lebensabschnitt und der ausgefahrener Mittelfinger des eigenen Rückschlags finden auf unterhaltsame Weise zusammen. Das sollte nicht funktionieren, weiß aber zu unterhalten. Im Vergleich dazu gibt sich „Danke“ forsch, poppig, durchaus radiofreundlich. Dass hinter dem hibbligen Electro-Pop-Track allerdings wesentlich mehr steckt, wird schnell deutlich. Auf rein musikalischer Ebene macht die Tempoerhöung in der Bridge, die mit Thrash-Metal-Rhythmik kokettiert, unheimlich Laune, während der Chorus wohlig schmerzt.

Ein weiterer Leckerbissen ist „Bye Is The Limit“, das mit seiner treibenden Bassline an große Disco-Klassiker erinnert, während geradezu zöglich, behutsam gesprochene Vocals die Runde machen. Ganz viel Gefühl, ein doppelter Boden und wuchtige Intensität finden auf wundersame Weise zusammen. Das sollte nicht so schön aufgehen, tut es glücklicherweise aber doch. Im eröffnenden Titelsong „Bankrott in Utopia“ steckt jenseitige Melancholie nebst erfrischenden Ohrwurm-Ansätzen. Davon hält der Dance-Punk-Husarenritt „Verschwund“ zwar herzlich wenig, doch bekommt der ruppige wie bekömmliche Sound Tubbe dennoch bestens.

Knapp 28 Minuten sind nach all den Jahren natürlich viel zu wenig – so gierig darf man sein, wenn das Servierte so gut ist. Tubbe kehren souverän zu, als hätte es keine Pause, keine vermeintliche Auflösung gegeben, und sind so relevant wie immer. „Bankrott in Utopia“ setzt auf Bewährtes und entwickelt den eigenen Sound doch weiter – eingängiger und ruppiger zugleich, außerdem von gerne unbequemer Ehrlichkeit begleitet. Schmunzelnde Nachdenklichkeit trifft auf feine Hooks und legere Anstrengung, und genau das möchte man nicht missen. Baldiger Nachschub wäre fein.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.12.2023
Erhältlich über: Audiolith Records

Website: tubbe.de
Instagram: www.instagram.com/tubbe_musik