Amaunet – Home

Amaunet
(c) Amaunet

Aus der Zeit gefallen oder einfach ’nur‘ 20+ Jahre zu spät dran? Darüber kann man wunderbar streiten, während man Amaunet lauscht. Das schwedische Quintett schlägt die Brücke zwischen dem Britpop der 90er und dem stylischen Indie Rock der frühen 2000er um The Strokes und Kings Of Leon. Damit tritt man natürlich in große Fußstapfen, findet jedoch zugleich einen angenehm eigenen wie eigenwilligen Ansatz. Nach zwei in Eigenregie erschienenen Alben sind Amaunet nun bei Lövely Records gelandet, die dem rohen und zugleich verspielten „Home“ die perfekte Heimat bieten.

Der Titelsong eröffnet den Drittling ungewöhnlich. Synthetik, getragenes Tempo und bleierne Schwere tragen den unorthodoxen Auftakt, der nicht aus dem Quark kommt und erst einmal mit seiner Dissonanz verwirrt. Ist das wirklich eine Indie-Band? Das folgende „Interrupt“ korrigiert den Eindruck sogleich. Nasale und zugleich eindringliche Vocals treffen auf einen gemächlichen, sonnigen Track, der sogar eine Prise Stone Roses mitbringt. „Like A Song“ schafft es später, noch weiter zu entschleunigen und spielt mit semi-balladesken Elementen. Dabei dringt das kräftige Harmoniebedürfnis der Nordlichter immer wieder gekonnt an die Oberfläche.

Dicke Rocker dürfen natürlich ebenso wenig fehlen. In „Sunny Pink“ lassen Amaunet zwischenzeitlich die Muskeln spielen und streuen ein paar versöhnliche Töne ein – zurückgelehnt und forsch zugleich. Dieses Kunststück gelingt auch „I Wanna Tell You“, dessen Refrain selbst inmitten des Geschrammels nach Harmonie sucht und im Unterbau sogar leicht punkig ums Eck kommt. Spannend ist auch „Come On Over“, das stellenweise erstaunlich schwülstig anmutet und mit Fernweh punktet. Der Kampf gegen die Schwere des Seins wird offensiv ausgetragen, von kleineren Hoffnungsschimmern durchzogen. Dass „Hold On“ im Anschluss geradezu fluffig bis possierlich wirkt, passt irgendwie ins Bild.

Kein Sturm, wenig Drang, dafür verdammt viele Good Vibes und noch mehr It-Faktor: Amaunet haben nicht unbedingt vor, etwas übers Knie zu brechen, wollen aber ebenso wenig als bloße Kopie durchgehen. Genau das kommt ihrem Sound zugute, der natürlich von alten Britpop- und Indie-Rock-Größen beeinflusst ist, dabei aber mit herrlicher Emotionalität und sonnigem Gemüt angenehm frische Äcker pflegt. „Home“ macht Spaß und bewegt – nicht mehr und mit Sicherheit auch nicht weniger. Es kann manchmal tatsächlich so einfach sein, und die Schweden toben sich mit ansteckender Begeisterung auf ihrer Retro-Spielwiese aus.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.12.2023
Erhältlich über: Lövely Records

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